Die arabische Halbinsel ist um eine Museumssensation reicher: Seit dem 28. März 2019 ist das neue Nationalmuseum in Doha/Qatar für Besucher geöffnet.
Als 2008 mit viel internationaler Prominenz das Museum of Islamic Art (MIA) an der Corniche in Doha eröffnet wurde, hatten die Planer schon einen weiteren Bau der Superlative im Kopf. Auf dem Gelände des seit 1975 bestehenden Nationalmuseums sollte unter Bewahrung des zentralen Gebäudes - ehemaliger, renovierter Palast von Sheikh Abdullah bin Jassim Al Thani (1880-1957), ein Juwel einzigartiger Golfstaaten-Architektur - ein spektakulärer Bau entstehen. Als Architekt hatte man den Franzosen Jean Nouvel gewonnen und dieser ließ sich bei seinen Entwürfen für das neue Nationalmuseum von den in der Wüste Qatars vorhandenen, bizarren Wüstenrosen inspirieren. Der Bau kostete über 430 Mio. USD.
Nachdem die Einweihung des Museums mehrfach verschoben worden war, eröffnete der Emir von Qatar am 27. März 2019 im Beisein zahlreicher in- und ausländischer Gäste den neuen Kulturtempel und schon am folgenden Tag durfte das allgemeine Publikum sowohl die Architektur des Museums als auch die vielen Exponate bewundern. Der Weg durch die Gebäude auf 52.000 qm ist 1,5 km lang. Zu sehen sind atemberaubende Architektur und Exponate aus Archäologie, Kulturerbe und Geschichte. Auch Musik und Poesie kommen nicht zu kurz und auf monumentalen Projektionsflächen laufen künstlerisch inspirierte Filme. Insgesamt gibt es drei Bereiche, von den geologischen Gegebenheiten lange bevor die Halbinsel bewohnt war, über das Leben in der Wüste und an den Küsten in Qatar, dem Aufstieg und Niedergang der Perlenfischerei und die Entdeckung der Energiereserven bis zur modernen Geschichte des Landes, präsentiert in 11 Galerien. Neben der permanenten und temporärer Ausstellungen gibt es ein Auditorium und Cafés, Restaurants und Geschäfte. Ein öffentlicher Park erfreut die Besucher und entsprechend den Bildungsansprüchen Qatars darf auch ein Forschungszentrum nicht fehlen.
Die moderne Architektur in Qatar zeichnet sich durch einen besonderen Stil aus. Moscheen, Hochhäuser, Souk Waqif, die neuen Museen im Mscheireb-Viertel, die Nationalbibliothek und MIA sprechen in oft islamisch inspirierter Architektur an. Mit dem neuen Nationalmuseum hat Jean Nouvel, einer der kreativsten Architekten unserer Zeit, ein weiteres Gesamtkunstwerk geschaffen, das sich in ganz besonderer Weise der Gegend anpasst: “To imagine a desert rose as a basis for design was a very advanced idea, even a utopian one. To construct a building with great curved disks, intersections, and cantilevered angles—the kind of shapes made by a desert rose—we had to meet enormous technical challenges. This building is at the cutting edge of technology, like Qatar itself. As a result, it is a total object: an experience that is at once architectural, spatial, and sensory, with spaces inside that exist nowhere else”, so der Architekt.
Die Museumseröffnung ging einher mit einem reichen, mehrtägigigen Kulturprogramm und Sheikha Al Mayassa bin Hamad bin Khalifa Al Thani vom Vorstand der Qatar Museums meinte: “Culture connects people, and with this new museum we believe we have created an exceptional platform for dialogue.” Präsident Macron, zur Einweihung des ebenfalls von Jean Nouvel geschaffenen Louvre Abu Dhabi damals noch persönlich mit Ehefrau erschienen, hatte seinen Außenminister geschickt...
Text und Fotos (1-4): Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft
< Musikinstrumente für die palästinensischen Flüchtlinge im Libanon