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03.07.2014

 

Europa kehrt dem Nahen Osten den Rücken zu

 

 

Die Geschichte ist nicht zu Ende, keineswegs; aber wir Europäer haben uns doch aus so mancher Geschichte weitgehend verabschiedet, auf leisen Sohlen. Wer sich den immer brutaleren Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten im Nahen Osten anschaut, der kommt gar nicht erst auf die Idee, dass die Europäer irgendetwas damit zu tun haben könnten, weder als Teil des Problems noch als Teil der Lösung. Die Player in der Region sind zuallererst Saudiarabien, Führungsmacht der Sunniten, und Iran, Führungsmacht der Schiiten (alliiert mit der alawitischen Führung in Syrien). Hinzu kommen Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate und die Türkei als weitere wichtige regionale Mächte; Ägypten ist derzeit wegen innerer Instabilität aus dem Spiel. Und immer noch, trotz allem, bleiben die USA die Schlüsselmacht von außen: zwar in der Lage, Hegemonie auszuüben, aber immer weniger bereit dazu, in die Region ernsthaft zu investieren. Länder wie Frankreich, Grossbritannien, Deutschland oder die EU dagegen kommen in den regionalen Machtkalkülen gar nicht vor.

 

Das mag den europäischen Steuerzahler freuen: Wer sich nur wenig engagiert, hat auch nur geringe Kosten. Auch für Europas Diplomaten und Außenpolitiker ist dieser Stand der Dinge keineswegs unbequem. Statt sich massiv engagieren zu müssen auf einem undurchschaubaren Feld, das nur die Wahl zwischen schlechten und ganz schlechten Optionen bietet, reicht es aus, Bedauern und Besorgnis zu bekunden. Europäische Unternehmen, als neutral wahrgenommen, können mit beiden Seiten Geschäfte machen. Und europäische Öffentlichkeiten sind in der nicht unkomfortablen Lage, mit dem Finger auf andere zu zeigen, wenn es wieder einmal schiefläuft.

 

Das Problem dabei: Europa hat ein erhebliches Interesse an dauerhafter Stabilität im Nahen Osten. Ein steter Fluss von Öl und Gas aus der Region nicht nur nach Europa, sondern auch nach China und in andere Regionen ist Voraussetzung für europäische Prosperität. Die Befriedung religiös und ethnisch aufgeladener Konflikte ist für Europa wichtig, weil diese sonst nach Europa überschwappen: islamistische Kämpfer aus Syrien kommen zurück in europäische Städte und bedrohen diese mit Terror; Bürgerkriege führen zur Flucht nach Europa; und über regionale Verbündete wie Israel oder die Türkei werden die Europäer schließlich doch zum Engagement gezwungen. Die Frage für europäische Mächte ist, ob sie sich lediglich reaktiv mit der Region beschäftigen wollen – wenn es zum Flächenbrand kommt – oder ob sie versuchen wollen, Entwicklungen in der Region frühzeitig mit zu beeinflussen.

 

Diese Frage stellt sich auch deshalb immer dringlicher, weil die USA immer weniger bereit sind, sich zu engagieren. Im Kalten Krieg war Amerika vor allem deshalb an der Region interessiert, weil die Energiereichtümer nicht unter feindlichen, also sowjetischen Einfluss fallen sollten. Die USA hatten Großbritannien und Frankreich, die dort seit dem Ersten Weltkrieg das Erbe des Osmanischen Reichs verwalteten, verdrängt und waren in deren Position gerückt. Heute sind diese Anreize für amerikanisches Engagement weitgehend weggefallen, und die Erfahrungen mit dem Irak-Krieg haben den Drang, den Nahen Osten sich selbst zu überlassen, massiv verstärkt.

 

Die Europäer haben sich daran gewöhnt, in der Region als Juniorpartner Amerikas zu agieren, wenn überhaupt. Frankreich hat noch Ambitionen, in Erinnerung an seine frühere Rolle, aber nicht mehr die Mittel, etwas zu bewirken. Nur wenn die Europäer gemeinsam agieren, können sie gemeinsame Interessen zur Geltung bringen. Dazu müsste Europa aber erst einmal aus seiner Lethargie aufwachen. Die Chancen dazu stehen schlecht. Der syrische Bürgerkrieg, der sich gerade zum Flächenbrand ausweitet, ist in Europa bisher weitgehend ignoriert worden. Weder humanitäre Besorgnis noch nüchternes Interessenkalkül haben es geschafft, die Europäer wachzurütteln, und sie dazu gebracht, ihre Mitverantwortung wahrzunehmen.

 

Ulrich Speck ist Visiting Scholar bei Carnegie Europe in Brüssel.

 

Hier finden Sie die Kolumne von Ulrich Speck in der NZZ.

 

   

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