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03.08.2013

 

Wie das Orientmagazin "Zenith" Ziel türkischer Hacker wurde

 

Das deutschsprachige Fachmagazin "Zenith" zeigt eine fiktive Karte Kurdistans. Die Folge: Empörung in der Türkei, misstrauische Verlagsbesucher und ein Hackerangriff.

 

Die Welt: Die aktuelle Ausgabe von "Zenith" zeigt ein Karte Kurdistans und darunter die Frage "Ist dieses Land noch zu verhindern?" Atatürk, die Armenier- und die Kurdenfrage sind offene Wunden im türkischen Geschichtsverständnis. Als Fachmagazin zum Nahen Osten und zur muslimischen Welt kann eine so heftige Reaktion auf das Cover Sie nicht wirklich überrascht haben, oder?

 

Daniel Gerlach: Überrascht hat uns, wie schnell das ging. Das Heft ist erst seit Montag deutschlandweit im Handel, aber es ging schon rund, als wir – wie üblich – das Cover letzte Woche auf Facebook gepostet haben. Und dass wir dann plötzlich auf lauter kurdischen Seiten, unter anderem im Nordirak auftauchten, dass uns die Patriotische Union Kurdistans, als die Partei von Präsident Dschalal Talabani im Irak auf die Startseite hob, hat uns schon gewundert.

 

Die Welt: Wirklich? Schließlich zeigt das umstrittene Cover eine farbenfrohe Karte Kurdistans im Stile eines beliebten Urlaubszieles. Weshalb Sie im Editorial auch über die Hintergründe berichten.

 

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Gerlach: Wir haben unserem Art Director, der noch nie in dieser Region war, drei Karten gegeben: eine von einem ehemaligen CIA-Offizier, eine der PKK und eine gültige Landkarte. Daraus sollte er eine naiv-fiktive Illustration entwerfen, wie er sich ein mögliches Kurdistan vorstellt. Die Frage, ob das ernst gemeint ist, sollte durchaus mitschwingen. Das kommt in der Türkei sicher anders an.

 

 Die Welt: Das türkische Massenblatt "Sabah" schreibt zwar von einem "schockierenden Cover", gibt dann aber eine recht nüchterne Inhaltsangabe der Artikel. Ein Provinzvorsitzender der rechtsnationalistischen Partei MHP dagegen verlangte Entschädigungszahlungen von "Zenith" an die Familien von Opfern der PKK, eine Lokalzeitung in Samsun schrieb "Seit dem Beginn des Friedensprozesses provoziert Deutschland bei jeder Gelegenheit 'interne Unruhen'. Dieses Mal ist es eines seiner berühmten Magazine: Zenith." Nichts für Ungut, aber "Zenith" als berühmtes Magazin zu bezeichnen, zeugt nicht gerade von tiefgehender Sachkenntnis...

 

Gerlach: Das ist nun aber auch eine Frechheit... Aber im Ernst: Wir haben auch den Eindruck, dass viele sich über das Cover aufgeregt und dann aus anderen Medien abgeschrieben haben. Auf das eigentliche Dossier sind wenige eingegangen. Wobei ich es hochinteressant fand, was die "Radikal" schrieb: "Diese Fragen sind nicht neu. Was neu ist und die Köpfe verwirrt, sind die letzten Entwicklungen in diesem Gebiet." Ich hab mit der Pressereaktion eigentlich kein Problem, wir freuen uns auch darüber, dass wir in vielen Medien als eine seriöse und prestigeträchtige Fachzeitschrift dargestellt wurden.

 

Die Welt: Gab es Drohungen?


Gerlach:
Wir haben natürlich viele kritische Zuschriften und zum Teil auch Hatemails bekommen – aber keine direkten Drohungen. Heftig allerdings waren die Hacker-Attacken, die am 19. Juli anfingen und andauern, so dass wir uns entschieden haben, das Landeskriminalamt einzuschalten. Dort nimmt man die Sache sehr ernst. Wahrscheinlich wird die Staatsanwaltschaft jetzt auch ein Rechtshilfegesuch an die türkische Botschaft richten.

 

Die Welt: Woher kommen die Angriffe?

 

Gerlach: Überwiegend aus der Türkei, mit vielen IP-Adressen von TurkTelekom. Es wurde, so sagt zumindest unser IT-Experte, alles ausprobiert: Die Seite durch Massenzugriffe lahmzulegen bis hin zu Versuchen, in unser System einzudringen und unsere Datenbanken zu beschädigen. Das kann enorme wirtschaftliche Schäden auslösen.

 

Die Welt: Kamen die Angriffe von offizieller Seite?

 

Gerlach: Das kann ich nicht beurteilen. Ich glaube es aber nicht.

 

Die Welt: Gab es überhaupt offizielle Reaktionen?

 

Gerlach: Nun, wir hatten letzte Woche Besuch von ein paar sehr freundlichen Herren, die gerne ein Exemplar des Heftes haben wollten und in einem Diplomatenwagen davonfuhren. Wobei wir übrigens ein gutes Verhältnis zum türkischen Botschafter haben. Ich habe auch manchmal den Eindruck, das ist so eine automatische Order: Jedesmal, wenn es irgendwo um Kurdistan geht, schaut ihr mal nach. Ohne dass da dann gleich eine PKK-Terrorzelle vermutet wird.

 

Die Welt: Gab es schon einmal solch heftige Reaktionen auf eine Ihrer Ausgaben?

 

Gerlach: Nein, nicht einmal im Ansatz. Kritische Leserpost ja, auch Diskussionen auf Facebook. Aber so etwas – nein. Facebook-Diskussionen gerade zu solchen Themen sind normalerweise sehr polemisch, brutal und beleidigend. Wir sind sehr froh und überrascht, wie niveauvoll es jetzt bei uns zugeht. Da wird wirklich produktiv diskutiert, weil es nicht nur um Kurdistan geht, sondern auch über die Frage, inwiefern ein Nationalstaat heutzutage überhaupt noch sinnvoll ist.

 

Die Welt: Wenn man Ihrem Dossier etwas vorwerfen wollte, dann vielleicht, dass Sie den gewalttätigen Charakter der PKK nicht besonders herausstellen...

 

Gerlach: Das finde ich nicht. Im Gegenteil, im Interview mit der kurdischen Abgeordneten Sebahat Tuncel geht unser Redakteur ziemlich aus seiner neutralen Rolle heraus und fragt sie, ob man vom PKK-Führer Öcalan wirklich als "Sayin Öcalan", also "ehrenwerten Herr Öcalan" sprechen sollte, wie sie es tut.

 

Die Welt: Aber das letzte Wort hat sie – mit dem Satz, die PKK sei keine terroristische Vereinigung, sondern eine Bewegung, "die sich mit Waffen für die Rechte und die Freiheit des kurdischen Volkes einsetzt".

 

Gerlach: Das zeigt doch, wie Frau Tuncel denkt – wir sehen uns als Expertenmagazin, das abbildet, wie bestimmte Akteure sich verhalten und denken. Aber ich sehe schon ein, dass das Titelbild da tatsächlich einen falschen Eindruck erwecken könnte.

 

Die Welt: Gibt es eine erhöhte Nachfrage der Ausgabe?

 

Gerlach: Viele Einzelbestellungen, ja. Aber es ist jetzt nicht so, dass die erhöhte verkaufte Auflage den wirtschaftlichen Schaden durch die Hackerattacken aufwiegt.

 

Die Welt: Bei so heiklen Themen besteht auch immer die Gefahr, dass Anzeigenkunden abspringen – man denke nur an den Boykott des amerikanischen "Rolling Stone" durch manche Werbekunden, nachdem die Zeitschrift den Boston-Bomber aufs Titelbild gesetzt hatte. Ist Ihnen das jetzt auch passiert?

 

Gerlach: Kein Kommentar – das ist der Bereich einer anderen Abteilung und sollte mich als Chefredakteur, der für die Inhalte eines unabhängigen Magazins zuständig ist, nicht interessieren.

 

Die Welt: Was kommt als nächstes? Der Völkermord an den Armeniern? Unbekannte Seiten Atatürks?

 

Gerlach: Sie bringen uns auf Ideen ... Nein, wir planen eine große Geschichte aus Syrien, wie sie bisher noch nicht in den deutschen Medien lief. Mehr kann ich Ihnen aber dazu leider noch nicht sagen. Das Heft erscheint Mitte September!

 

Das vollständige Interview der Zeitung "Die Welt", erschienen am 25.07.2013, finden Sie hier.

 

   

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