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06.08.2014

 

Muslime in Deutschland „Wir wollen ohne Hass leben“

 

Der Zentralrat der Muslime wehrt sich gegen den Vorwurf von Dieter Graumann, Präsident des Zentralrats der Juden, nicht genug gegen Antisemitismus zu tun. Im Interview spricht der Vorsitzende Aiman Mazyek über den „strukturell antirassistischen“ Islam und den Umgang mit Extremisten in den eigenen Reihen.

 

Das Interview von Dieter Graumann auf F.A.Z.net

 

Herr Mazyek, der Präsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, übt scharfe Kritik an muslimischen Verbänden. Sie täten zu wenig gegen Antisemitismus. Hat er Recht?

 

Die jetzige Situation verlangt eine Unterscheidung zwischen einem legitimen Protest gegen die israelische Kriegspolitik und dem Versuch, über den Nahostkonflikt Antisemitismus zu verbreiten. Wir verurteilen Antisemitismus. Die Raketen der Hamas auf Wohngebiete in Israel sind völkerrechtlich ein Vergehen, die pausenlose Bombardierung eines der dichtbesiedelsten Wohngebiete der Welt durch die israelische Luftwaffe ist es eben auch. Beide Seiten sind dabei nicht gleich oder gleichartig, deshalb spricht man auch von einer Asymmetrie. Israel muss endlich den Palästinensern das Recht geben, zu leben und sich zu bewegen, und ihnen eine eigene Staatlichkeit zuerkennen.

 

Was tun Sie genau?

 

Mit Wort und Tat für Mitmenschlichkeit und Solidarität mit Menschen in Not einstehen. Ein Jude, Christ oder Muslim sollte für diese Werte seiner Religion kompromisslos einstehen. Keine falsch verstandene Verbundenheit mit Glaubensgeschwistern, wenn sie ein eklatantes Unrecht begehen.
 

Hat der Zentralrat der Muslime mal Rundbriefe an die Gemeinden geschrieben? Oder wie sieht die Kommunikation aus?

 

In den Freitagsgebeten und im Austausch gerade auch mit den Jugendlichen müssen und wollen wir uns auch im Hinblick der Demonstrationen mit dem Thema proaktiv auseinandersetzen. Konkret heißt das: friedlicher Protest und Aufruf zur sofortigen Ende des Krieges und Nein zum Antisemitismus. Bei allem Schrecken des Krieges ist es für uns ein hoffnungsvolles Zeichen, dass dies  überwiegend klappt. Wir sind uns dabei der Verantwortung als Deutsche bewusst.

 

Sie haben gesagt, dass sich Antisemiten außerhalb Ihrer Gemeinden bewegen. Damit waren Sie der einzige namhafte Verbandsvertreter, der sich so deutlich zu dem Thema geäußert hat.

 

Der Sprecher des Koordinationsrates der Muslime hat zum Ende der Gewalt im Nahen Osten aufgerufen und sich dann ähnlich geäußert.

 

Aber niemand tat es so unmissverständlich wie Sie. Haben Sie eine Erklärung dafür?

 

Es gibt im Koordinationsrat keinen Dissens darüber, ob man das Thema angeht, sondern lediglich in der Frage, wie man das tut, gibt es unterschiedliche Akzente. Denn gruppenspezifische Menschenfeindlichkeit ist aus religiösen Gründen schändlich. Der Islam bejaht Vielfalt und ist strukturell antirassistisch. Das müssen wir noch stärker in die muslimische Community hineintragen. Deswegen schäme ich mich, wenn muslimische Extremisten das Gegenteil davon machen, und es schmerzt mich ebenso, dass sie damit gegen die Grundsätze des Islam verstoßen. Ebenso dürfte es der jüdischen Gemeinde ergehen, wenn Radikale zur Vernichtung von Gaza aufrufen oder „Tod den Arabern“ rufen.

 

Welche Reaktionen gab es auf Ihre Worte zum Antisemitismus?

 

Ich habe meistens positive und unterstützende Rückmeldungen aus der muslimischen Community erhalten. Wir haben auch Hassmails bekommen, mutmaßlich auch von Muslimen. Aber man weiß ja nie genau, wer sich hinter den anonymen Absendern verbirgt. Darunter waren ganz heftige Sachen. Dass man uns in die Hölle wünscht, zum Beispiel. Noch mehr üble Reaktionen kamen von mutmaßlichen Rechtsradikalen. Das fängt beim Telefonterror in unserer Geschäftsstelle an und hört auf bei Mails, wonach Muslime vergast werden müssten, weil sie antisemitisch seien.

 

Herr Graumann hat gesagt, dass es derzeit keinen Kontakt zwischen den Verbänden gibt. Wie kommt das?

 

Wir beide haben ja die Mobil-Nummern des anderen. Ich war auch bereit, dieses Interview gemeinsam mit ihm zu geben. In der letzten Woche habe ich auf eine Gute Gelegenheit für ein Gespräch gehofft. Es gab eine Einladung zu einer Zusammenkunft anlässlich des Ramadan-Festes, die an jüdische und muslimische Repräsentanten rausgegangen ist. Leider konnte Herr Graumann da nicht kommen. Ich werde ihn aber in nächsten Tagen anrufen, weil Sprachlosigkeit in der jetzigen Zeit nur Wasser auf den Mühlen der Extremisten ist. Diese wollen den schrecklichen Nahost-Krieg ausnutzen, um einen Keil zwischen Religionsgruppen zu schlagen. Ich bin mir sicher, das werden deutsche Juden und Muslime gemeinsam zu verhindern wissen.

 

Es gab Muslime, die auf Demonstrationen antisemitischen Parolen gerufen haben. Wie groß schätzen Sie das Problem des Antisemitismus in der muslimischen Gemeinschaft ein?

 

Man muss sich genau ansehen, inwiefern diese Leute überhaupt in der muslimischen Community verhaftet sind. Ich glaube, wir machen es uns zu einfach, wenn wir jetzt einen muslimischen Antisemitismus kreieren. Fakt ist, dass der Antisemitismus in der muslimischen Welt ein importierter politischer Antisemitismus ist, und der ungelöste Nahostkonflikt ist ein Katalysator. Die muslimische Welt hat jahrhundertelang stets mit Juden sehr gut zusammen gelebt und mit ihnen harmoniert. Muslime haben immer wieder Juden Asyl gewährt, die Pogromen in Europa ausgesetzt waren. Das können Sie an vielen Geschichten in der Türkei, im Nahen Osten und heute noch in Marokko festmachen. Unsere Religion nimmt eine dem Judentum wie auch dem Christentum zugewandte Haltung ein. Das kann auch kein Extremist verändern. Dennoch müssen wir uns selbstkritisch fragen, warum insbesondere Jugendliche hier so etwas machen. Deshalb fand ich Wolfgang Schäubles Aufruf richtig, mehr Aufklärung über die Hintergründe und Gefahren des Antisemitismus gerade in diesen Gruppen zu leisten. Das müssen wir aber gesamtgesellschaftlich angehen. Die muslimischen Verbände müssen ihren Teil erledigen, und sie dürfen dabei nicht allein gelassen werden. Letztendlich wollen wir doch in friedlicher Nachbarschaft und ohne Hass leben. An den Taten, die dafür nötig sind, werden wir uns alle – Juden, Christen und Muslime – messen lassen müssen. Das Einstehen für Menschenrechte ist dabei unteilbar. Dem Hass dürfen wir uns nicht hingeben, das sehe ich als eine der wichtigsten Prüfungen für Juden und Muslime in Deutschland an.

 

Es gibt aus Ihrer Sicht also keinen muslimischen Antisemitismus?

 

Semantisch wie inhaltlich steht das im Widerspruch, denn der Islam ist in seiner Geisteshaltung antirassistisch. Aber antisemitische Muslime, ja leider, die gibt es vereinzelt.

 

In diesem Interview antwortet Aiman Mazyek (Mitglied des Beirats der Deutsch-Arabischen Gesellschaft) auf ein Gespräch mit dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann. Das Interview mit Graumann finden sie hier.


Die Fragen stellte Mehmet Ata.

 

Quelle: F.A.Z.NET

 

   

< Antisemitismus in Deutschland - An die Berliner Demonstranten