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27.10.2014

 

Ist es wirklich so schlimm?

 

 

Der Gaza-Krieg ist erst ein paar Wochen vorbei, doch in Israel redet so gut wie niemand mehr darüber. Es ist faszinierend zu beobachten, wie im Alltag der Menschen dieser Krieg ausgeblendet wird, ja, mehr noch, wie niemand eine Ahnung zu haben scheint, wie es in Gaza tatsächlich aussieht. Als ich vor kurzem einen Beitrag für die «ARD» über eine palästinensische Sozialarbeiterin und ihre Arbeit mit traumatisierten Kindern in Sajayje machte, dem Teil von Gaza-Stadt, der mit am heftigsten von den Israelis bombardiert und angegriffen wurde, zeigte ich ihn einer bekannten israelischen TV-Journalistin. Sie war ganz erschüttert über das, was sie da sah, und damit meinte sie in erster Linie die totale Zerstörung. Es sieht dort in der Tat aus wie in Deutschland 1945. Selbst sie, die informierte Journalistin, die während des Krieges ununterbrochen berichtete, selbst sie, die vor allem in den internationalen Medien die Bilder aus Gaza hätte sehen können (im israelischen Fernsehen zeigte man sie während des Krieges ab und an), selbst sie, die politisch diesen Krieg für problematisch hielt und immer noch hält, selbst sie also hatte keine wirkliche Vorstellung, wie Gaza oder genauer: Teile von Gaza, wo der Krieg tobte, heute aussehen. Immer wieder fragen mich israelische Bekannte: «Und, wie schaut es dort aus? Ist es wirklich so schlimm?» Ist es wirklich so schlimm – diese Frage, diese Mischung aus Naivität, Verdrängung und Ignoranz macht mich immer wieder sprachlos. Wie ist das möglich? Gewiss, wir kennen das übliche Argument: Was kümmert mich das Leid meines Feindes, ich leide ja selbst. Was kümmern mich die Toten der anderen, wenn ich meine eigenen Toten zu beklagen habe? Doch mein Erstaunen über dieses «Nicht-Wissen» oder «Nicht-Wissen-Wollen» vieler Israeli hat nichts mit den Gefühlen zu tun. Ich erwarte nicht Mitleid für den Feind, das wäre wohl zu viel verlangt. Aber ich erwarte Wissen um die Lage, die Situation dort. Und sei es nur, um zu verstehen, was die Menschen dort bewegt, wie sie denken, wie sie reagieren, um zumindest politisch einschätzen zu können, was dieser Krieg möglicherweise für Konsequenzen haben könnte. Für Israel. Was ich meine: ein Interesse, das zumindest eigennützig ist. Mehr geht in Israel (wohl) nicht. Aber nicht einmal das ist der Fall. Woher kommt diese Ignoranz? Ist es Abstumpfung nach so vielen Jahrzehnten des Konflikts? Ist es eine Art Fatalismus oder Zynismus, der sich für die jeweilige Realität nicht mehr interessiert, weil es am Schluss ja sowieso wieder nur zu einer neuen Runde der Gewalt kommen wird, ganz egal, was man weiss oder nicht weiss oder denkt oder nicht denkt? Ist es gar ein Überlebensprinzip, um ein Stück scheinbarer Normalität weiterleben zu können? Ist das der Preis, den man heute bezahlen muss, um ein «freier» Jude zu sein? Empathie: unmöglich, Einfühlungsvermögen: nein danke, Realitätscheck: wozu, Wissen: lieber nicht, politisches Verantwortungsbewusstsein: kaum vorhanden? Ist es das, was der Alltag von Israel die Menschen lehrt? Und wenn es so ist – was bedeutet das für die kollektive Seele eines Volkes? Will man so leben? Darf man so leben? Kann das Zukunft haben?

 

Richard C. Schneider, geboren 1957 als Kind ungarischer Holocaust-Überlebender, ist seit 2006 Studioleiter und Chefkorrespondent der «ARD» in Tel Aviv, verantwortlich für Israel, die Palästinensischen Autonomiegebiete und Zypern.

 

Hier finden Sie den vollständigen Artikel, erschien am 24.10.2014 in tachles, das jüdische Wochenmagazin.

 

   

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