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21.11.2014

 

„Die Krise des Mittleren Osten: Von den Arabischen Aufständen bis zum „Islamischen Staat“

 

Prof. Gilles Kepel in der DAG - von Moritz Behrendt

 

Prof. Gilles Kepel

Traue keinen allzu einfachen Erklärungsmustern! Das war die zentrale Botschaft des Vortrags von Gilles Kepel, dem sicherlich einflussreichsten französischen Islamforscher der Gegenwart. In der Analyse der Entwicklungen in der Arabischen Welt seit Dezember 2010, seit sich der Obsthändler Mohamed Bouazizi im tunesischen Sidi Bouzi selbst angezündet hat, hätten sich zwei „akademische Krankheiten“ abgewechselt, so Kepel.

 

Zunächst das „Fukuyama-Syndrom“: In der Euphorie nach den ersten Erfolgen des Arabischen Frühlings habe sich in manchen Kreisen in den USA die Hoffnung breitgemacht, dass irgendwann die ganze Welt sich das amerikanische Modell zu eigen mache, „mit einer Demokratischen Partei und einer Republikanischen Partei in allen Staaten von Marokko bis in den Irak“.

 

Nun da sich staatliche Strukturen in Syrien und im Irak auflösten, sei dagegen wieder die „Huntingtonose“ ausgebrochen, diagnostizierte Kepel, eine Weltsicht, die den Kampf unterschiedlicher Kulturkreise als wesentlich darstellt. Beide Erklärungsmodelle hält Kepel für wenig zielführend, wenn nicht sogar schädlich. Was er stattdessen anbot, war eine dichte Beschreibung der Entwicklungen seit Ende 2010. Mal analytisch, mal anekdotisch: mehr als eine Stunde sprach Kepel (ohne Manuskript) über die Entwicklungen im Mittleren Osten und Nordafrika, über seine Reisen in die Region, seine Treffen mit hochrangigen Politikern und Meinungsführern (von Yussuf al-Qaradawi bis hin zu Recep Tayyip Erdogan) und seine Deutungen.

 

Dabei fächerte Kepel ein Spektrum auf, dass von der Institutionalisierung der politischen Prozesse im nachrevolutionären Tunesien bis zum brutalen Gehabe der Dschihadisten des „Islamischen Staats“ im Irak und in Syrien reichte. In Tunesien seien Nidaa Tunis, die Gewinner der Parlamentswahl und der voraussichtliche neue Präsident Beji Caid Essebsi angewiesen auf die Kooperation mit anderen gesellschaftlichen Kräften, vermutlich auch der islamistischen Ennahda-Partei. Die Ennahda, die keinen Kandidaten für die Präsidentenwahl aufgestellt hat, sieht Kepel vor einer Zerreißprobe, möglicherweise auch vor einer Spaltung.

Namentlich der frühere Ministerpräsident Hamadi Jebali sei jemand, der offen für die Zusammenarbeit mit Nidaa Tunis sei, bei Parteiführer Rachid Ghannouchi sei dies nicht so klar. Grundsätzlich würde sich die tunesische Bevölkerung, so die Erwartung von Kepel, Tendenzen zu einer zu starken Machtkonzentration einer Partei widersetzen.

 

Auf der anderen Seite des Spektrums stünde die Auflösung der Staaten Syrien und Irak – auch weil die Dschihadisten des „Islamischen Staats“ die von Sykes und Picot gezogenen Grenzen nicht nur ablehnten, sondern sie in ihrer Organisation und ihrer geographischen Ausbreitung verschwinden haben lassen. Kepel betonte, dass er sich im frankophonen Sprachraum für die Bezeichnung Da'esh eingesetzt habe, nachdem Präsident Hollande in einer Rede vor Botschaftern den missverständlichen Satz gesagt habe, „wir werden den Islamischen Staat bombardieren.“ Ohne sich auf konkretere Vorhersagen einzulassen, erwartet Kepel, dass der salafistische Terror immer wieder neue „Metastasen“ bilden wird, auch wenn Da'esh möglicherweise zerschlagen werden könnte.

 

In Kepels Vortrag und in seinen Antworten auf die Fragen des Publikums wurde fast jedes Land in der Arabischen Welt gestreift – immer mit dem Ansatz, die Ereignisse in einzelnen Ländern in den größeren Zusammenhang zu stellen. Das Al-Sisi-Regime in Ägypten halte er für fragil, solange sich 30.000 Menschen aus politischen Gründen in den Gefängnissen säßen, sagte Kepel. Vor allem sei fraglich, wie lange Saudi-Arabien und die Emirate es sich in Zeiten niedriger Ölpreise leisten könnten und wollten, Al-Sisi zu stützen. Besonders heikel sei der sunnitisch-sunnitisch Zwist zwischen Saudi-Arabien und den Emiraten auf der einen und Qatar auf der anderen Seite. In Libyen stünden sich erstmalig Stellvertreter beider Seiten direkt militärisch gegenüber. Zudem deutete Kepel an, welch gravierende Auswirkungen es auf die Machtkonstellation in der Region haben könnte, wenn sich die USA und der Iran auf einen Kompromiss in den Atom-Gesprächen einigen würden. Eine (mittelfristige) Annäherung von Teheran und Washington werde von den Golfstaaten ebenso gefürchtet wie von Israel.

 

Die Veranstaltung in Räumlichkeiten der DAG fand in Kooperation mit der Zeitschrift zenith statt.     



 

   

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