Theodor Herzl schrieb in "Der Judenstaat": „Für Europa würden wir dort [in Palästina] ein Stück des Walles gegen Asien bilden, wir würden den Vorpostendienst der Kultur gegen die Barbarei besorgen." Diese „Vision“ wird seit 2002 umgesetzt: Die israelische Regierung beschloss unmittelbar nach Beginn der zweiten Intifada 2001 den Bau einer Sperranlage, besser bekannt als ‚Mauer’, um – so die offizielle Begründung – Angriffe durch Palästinenser in Israel zu verhindern. Was die Sicherheit angeht, sollte dieser Fakt zu denken geben: Die etwa 15.000 Palästinenser aus dem Westjordanland, die ständig in Israel illegal arbeiten, werden durch die löchrige Mauer geschleust und – wenn sie verhaftet werden – an den entsprechenden Stellen von der israelischen Polizei abgeschoben. Es ist also kein Geheimnis, dass es Schlupflöcher und somit genügend Möglichkeiten gäbe, Terroristen einzuschleusen, wenn es gewollt wäre.
Der Bau der Sperranlage dient also auch noch einem ganz anderen Zweck. Sie folgt nämlich zu 85 % nicht der international anerkannten Waffenstillstandslinie („green line“) von 1949, sondern verläuft teils kilometerweit tief innerhalb palästinensischen Gebietes. Somit wurde nicht nur palästinensisches Land enteignet, auf dem die Sperranlage sich befindet, sondern große weitere Gebiete, sodass die bestehenden jüdischen Siedlungen in das „Stammland Israel“ integriert werden und Land für Erweiterungen der Siedlungen annektieren wird. Gegenwärtig sind schätzungsweise 65 % der Sperranlage errichtet, der Rest befindet sich im Bau oder in Planung. Im Endausbau soll der „Schutzwall“ ca. 720 km lang werden und wird dann ca. 6% des Westjordanlandes abgetrennt haben.
Siehe: mailchi.mp/8768fbc186a9/bib-thema-der-woche-30-sperranlage
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