In Oslo wurden im Prinzip die Grundsteine gelegt für die Beendigung der Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern – im Prinzip. Erstmals wurden Papiere ausgetauscht, erstmals gab es von beiden Seiten schriftliche Anerkennungen der jeweils anderen Seite und Bekenntnisse zu Beendigung von Gewalt. Doch leider blieb es, was echte Friedensverhandlungen angeht, tatsächlich nur bei einer Prinzipienerklärung. Sie wurde am 13. September 1993 feierlich unterzeichnet, der Handschlag zwischen Yitzchak Rabin und Yasser Arafat mit Bill Clinton im Hintergrund machte weltweite Schlagzeilen und verhalf Arafat und Rabin zum Friedensnobelpreis. Die Erklärung sollte vorerst eine fünfjährige Übergangsperiode einleiten, in der weitere Verhandlungen folgen sollten. Das war 1993.
Ein Beschluss, nichts zu beschließen
Seither steht ‚Oslo’ – jedenfalls in der Wahrnehmung der Palästinenser und für alle, die mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut sind – für das Scheitern des Friedensprozesses, für eine extreme Verschlechterung der Lebensbedingungen von Palästinensern, für vermehrten Siedlungsbau, für die Zersplitterung des Westjordanlandes in Zonen und für Vieles mehr, wie Prof. Menachem Klein von der israelischen Bar-Ilan Universität in seinem Aufsatz „20 Jahre nach Oslo – was ist geblieben?“ präzise und kenntnisreich erläutert.
Was den sogenannten „Friedens“prozesses von Oslo angeht, so lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Es wurde beschlossen, nichts zu beschließen.
Oft wird ‚Oslo’ heute noch als der große Durchbruch in den israelisch-palästinensischen Verhandlungen zitiert. Von israelischer Seite hält sich der Mythos, man habe wieder einmal „die Hand zum Frieden gereicht“, doch die Palästinenser hätten „wie immer keine Gelegenheit verpasst, eine Gelegenheit (zum Frieden) zu verpassen“. Die palästinensische Seite wirft Arafat vor, er habe diesen ‚Frieden’ für sich alleine proklamieren wollen, sei daher ohne Berater zu den Verhandlungen gefahren und habe sich von den viel geschickteren Israelis über den Tisch ziehen lassen.
Am Beispiel ‚Oslo’ lässt sich zweierlei gut erkennen: Zum einen, wie stark das Ergebnis durch die „Asymmetrie der Machtverhältnisse“ – Besatzungsmacht vs. Vertreter der Besetzten – bestimmt wird. Zum anderen, wie die unterschiedlichen Interessensvertreter die Geschichte interpretieren – je nachdem, wie die EmpfängerInnen darüber denken sollen. Daher möchten wir hier einige unterschiedliche Berichte über den Oslo-Prozess empfehlen und Ihnen ein kleines Experiment vorschlagen: Schauen Sie sich die jeweiligen Quellen an und hinterfragen Sie kritisch, wer warum wie berichtet und in wessen Interesse dies geschieht. Interessant ist, dass dies nicht immer gleich offensichtlich ist. Besonders spannend ist die Frage, wie Ihre eigene Wahrnehmung, Ihre eigenen Annahmen sind, und welcher Interpretation Sie eher geneigt sind zu glauben. Wir versprechen, dass diese Untersuchung interessant wird!
Wir würden uns sehr freuen, wenn Sie uns Ihre Erkenntnisse mitteilen – am besten als Kommentar auf unserer Website zu diesem Beitrag. Danke!
Links zu 'Oslo'
Konrad-Adenauer-Stiftung
Edward Said
Geschichte in 5 Minuten
Office of the Historian
Jüdische Rundschau
Jüdische Allgemeine
Ilan Pappe in ZEIT online
Quelle: www.bib-jetzt.de
< Getto statt Integration