Der in Dubai gebürtige Abdulkader Al Rais (Jahrgang 1951) gilt als der beste und international berühmteste Maler der VAE, dessen Erfolg weit über die Grenzen seines Landes reicht, nachvollziehbar z. B. beim Besuch des Britischen Museums in London, das 2007 ein großformatiges Gemälde von ihm für die Ausstellungshalle internationaler Künstler erworben hat. Er ist der einzige Künstler der Emirate, der mit Malerei seinen Lebensunterhalt bestreitet.
Sein Haus mit Atelier befindet sich in Sichtweite des Hotels Burj Al Arab in Dubai. Nicht nur die Vielzahl der meist großformatigen Gemälde, sondern die verschiedenen Stilrichtungen – gegenständlich, abstrakt, Symbolistik und Kalligrafie - erstaunen. Alle diese Werke stammen von einem einzigen Künstler? Den verblüfften Gesichtsausdruck seiner Besucher ist er offenbar gewohnt: “Mit der gegenständlichen Malerei traditioneller Szenen und Architektur - vor allem von Türen und Windturmhäusern - habe ich angefangen und bin damit auch bekannt geworden. In diesen Gemälden steckt sehr viel Arbeit, manchmal male ich mehrere Monate an einem einzigen Bild. Die Anfangsjahre waren sehr mühsam, denn Maler genossen in den Emiraten wenig Ansehen, den Menschen fehlte das Verständnis für Kunst. Das hat sich in den letzten Jahren grundlegend verändert, besonders seit Sheikh Mohammed bin Rashid Al Maktoum und sein rühriger Kulturminister Abdul Rahman Al Owais, der die größte Sammlung meiner Gemälde besitzt, mittels verschiedener Institutionen in Dubai Kunst und Kultur gezielt fördern. Hinzu kommt, dass immer mehr gebildete, junge Emiratis von ihrem Auslandsstudium in Europa und USA zurückkehren. Sie sind dort mit Kunstgeschichte, Kunst und Malerei in Berührung gekommen und entwickeln nun auch Bewusstsein und Interesse für die zeitgenössischen Künstler in der Heimat. Ich male ausschließlich mit Wasserfarben und habe seit einigen Jahren den Reiz entdeckt, neben dem Schaffen rein gegenständlicher und rein abstrakter Werke innerhalb eines Gemäldes abstrakte und gegenständliche Elemente miteinander zu verbinden.”
Nach seinen Zukunftsplänen befragt, meint er: “Ich möchte etwas für mein Land tun. Mein ganzes Leben lang habe ich gemalt und jetzt möchte ich jungen Künstlern etwas von meinem Wissen und meiner Erfahrung vermitteln. Daher führe ich regelmäßig workshops für junge Talente durch. Ich plane, ein eigenes Kunstmuseum zu eröffnen.” Im dicken Katalog einer Gemäldepräsentation in der Kulturstiftung in Abu Dhabi sind die bisherigen Ausstellungen in einer beeindruckenden Liste aufgeführt: in allen Kontinenten waren seine Werke zu sehen und die Aufstellung der Auszeichnungen ist schier endlos, natürlich hat er auch den ersten Preis des prestigeträchtigen Sheikh Zayed Awards, der fünf verschiedene Disziplinen (Malerei, Dichtung, Medizin, Klassische Musik und Geschichte) umfasst und 2006 erstmals in Abu Dhabi vergeben wurde, gewonnen. Wer den Anblick seiner Werke in Deutschland bei der Gemäldeausstellung des Pavillons der Emirate auf der EXPO 2000 in Hannover verpasst hat, kann das nachholen, denn jedes Jahr im Sommer hat er eine Einzelausstellung in Kitzingen, auf Einladung des Bürgermeisters – seit 1989.
Er vertritt sein Land bei internationalen Präsentationen, wie z. B. bei der Ausstellung der „Pioneer Artists“ aus den sechs Golfstaaten im Jahr 2007 in Riyadh, Saudi Arabien. „Die Künstler der Golfstaaten kennen sich sehr gut. In Kuwait, Bahrain und Qatar gibt es eine längere Tradition der Malerei, die dortigen Kunstgesellschaften haben viele Mitglieder und waren bereits aktiv, als die Emirates Art Society in Sharjah gegründet wurde. Dank der Initiative des Regierungschefs von Sharjah, Sheikh Dr. Sultan bin Mohammed Al Qasimi, der 1991 die erste und bisher einzige Kunst-Biennale in den Emiraten etablierte, hatten wir damit lange das einzige Kunstereignis der Emirate“.
Seine Werke waren auf zahlreichen Biennalen in Sharjah vertreten, genau so wie auf den jährlichen internationalen Kunstmessen Art Dubai und Art Abu Dhabi. Seit das Barbican Center in London, das Institut du Monde Arabe in Paris, das Kunstmuseum in Bonn und zahlreiche private europäische Kunstgalerien arabische Künstler entdeckt haben, ist es mit der Gleichgültigkeit und der Unwissenheit über arabische Künstler in hiesigen Fachkreisen vorbei – eindeutiges Anzeichen für das wachsende Interesse ist die Tatsache, dass Sotheby’s und Christie’s – auch in den Golfstaaten präsent – Erlöse aus dem Verkauf von Werken arabischer Künstler im Wert von 100 Mio. US Dollar pro Jahr mit stark steigender Tendenz erwarten. Abdulkader Al Rais ist dabei. Bei Auktionen erzielen seine Werke die höchsten Preise, die je für Kunstwerke aus den Emiraten gezahlt wurden (zwischen 250.000 und 400.000 US Dollar). Es gibt noch eine andere Möglichkeit, in den Besitz eines seiner Gemälde zu gelangen: Staatsoberhäupter, die bei Sheikh Mohammed bin Rashid Al Maktoum zu Gast sind, bekommen ein Gemälde von Abdulkader Al Rais als Gastgeschenk.
Termine:
Kunstmesse Abu Dhabi Art: 4.-7.11.2010 (www.abudhabiartfair.ae)
Kunstmesse Art Dubai: 16.-19.3.2011 (www.artdubai.ae).
10. Sharjah Biennial: 16.3. bis 16.5.2011 (www.sharjahbiennial.org)
Text und Fotos von Barbara Schumacher
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