Es zeichnet sich seit einiger Zeit ab: Corona könnte auch der Expo 2020 vorerst einen Strich durch die lukrative Rechnung machen. Die Rede ist von einer Verschiebung bis zu einem Jahr. Die Expo 2020 in Dubai wäre die erste Expo in einem arabischen Land.
Kaum ein anderes Land der Welt hat einen vergleichbar starken Willen - und die Mittel dazu - sich auf einer Weltausstellung in bestem Licht zu präsentieren. Wer sich an die Expo 2000 in Hannover erinnert, wird noch den außergewöhnlichen Pavillon der VAE im Gedächtnis haben - die Nachbildung des tortenförmigen Turms des historischen Forts Jahili in Al Ain. Unvergesslich waren auch die großzügigen Einladungen zum Essen an die Pavillon-Besucher, wofür frischer Fisch aus VAE eingeflogen wurde und die Exponate, darunter eine Kunstausstellung - vielleicht der Beginn der rasanten Entwicklung in der Kunst, die seit Etablierung der Art Dubai ungeahnte Fortschritte machte. Bei den darauf folgenden Weltausstellungen war VAE stets dabei und gehört zu den ganz wenigen Ländern, die ihren eigenen Pavillon später im eigenen Land wieder aufbauten. Der VAE-Pavillon der Expo 2010 in Shanghai (Architekt Sir Norman Foster) mit seiner Dünen-Architektur wird bis heute auf der Insel Saadiyat in Abu Dhabi, gleich neben der Kulturstätte Manarat Al Saadiyat für Ausstellungen genutzt - besonders effektiv bei der Kunstmesse Abu Dhabi Art.
Eine Expo im eigenen Land ist der Traum der Veranstalter. Da in den VAE Menschen aus über 190 Ländern leben und arbeiten, rechnet man mit größtem Interesse, mit 25 Millionen Besuchern aus aller Welt, astronomischen Verkäufen im Immobiliensektor und der Schaffung sehr vieler neuer Arbeitsplätze in der neuen Expo-Stadt. „Baut und sie werden kommen“ war schon die Devise von Sheikh Rashid, Vater des Dubai regierenden Herrschers Sheikh Mohammed bin Rashid al Maktoum, der sich diesen Spruch auf die Fahnen schrieb wie kaum ein anderer. Ohne Zweifel ist Dubai bis heute Zeichen einer beispiellosen Entwicklung, an der auch die übrigen sechs Emirate teilhaben. Die VAE gelten als Mekka internationaler Architekten, die hier ihrer Phantasie freien Lauf lassen. Neid und Missgunst begleiteten die Entwicklung von Anfang an und schon heißt es wieder hämisch: „ … in den Sand gesetzt“. Damit sind vor allem die vielen Milliarden USD, die von Seiten der Regierung, großer Baufirmen und wohlhabender Geschäftsleute in den Bau einer gigantischen Expo-Infrastruktur und in eine weitere Vergrößerung des Immobilienmarkts gesteckt wurden, gemeint. Einige prophezeien den Niedergang der Immobilienindustrie (es gibt derzeit beträchtlichen Leerstand), aber es gibt auch viele Insider, die weiter wachsendes Interesse der internationalen Immobilienkunden sehen, sie nennen den Immobilienaufschwung nach der Finanzkrise als Beispiel und könnten Recht haben, denn angesichts der quasi Null-Zinspolitik verlieren Immobilien bekanntermaßen nichts von ihrer Attraktivität.
In den letzten Monaten wurde in den regionalen Medien laufend über die Baufortschritte auf dem Expo-Gelände, das auch einen eigenen Metro-Anschluss bekommt, berichtet. Besonders spektakulär war die „Montage“ der 550 Tonnen Stahl und Glas-Konstruktion der Al Wasl Kuppel, die das Expo-Empfangsgebäude auf dem Al Wasl Platz krönt. Natürlich konnte man auch - im Rahmen spezieller Bustouren für Besucher - den Bau der internationalen Pavillons verfolgen. Die einzelnen Länder scheinen sich gegenseitig überbieten zu wollen - nicht nur in der Architektur, sondern auch in Konzepten und Inhalten der Präsentationen. Nur 20 Jahre liegen zwischen der Expo 2000 in Hannover und der Expo 2020 in Dubai, aber hinsichtlich der gigantischen Ausmaße, der futuristischen und teilweise gewagten und atemberaubenden Architekturstile der Pavillons (wie z.B. der Pavillon von Saudi-Arabien in Form eines riesigen, geöffneten Buches) und vor allem wegen der technischen Errungenschaften und Präsentationen scheinen Welten dazwischen zu liegen. Auch der Deutsche Pavillon kann sich sehen lassen. (https://www.expo2020germany.de/)
Ende Oktober 2020 sollte die Eröffnung sein. Wegen Corona haben viele Länder den Wunsch nach Verschiebung geäußert. Für eine Verschiebung sind die Stimmen von zwei Dritteln der Mitglieder des für die Weltausstellungen zuständigen Bureau International des Expositions (BIE) in Paris notwendig. "We will follow due BIE processes on making the decision to delay Expo 2020. We remain firm in our collective commitment to deliver an Expo that is true to its time and to our shared, urgent priorities. We believe that in light of this global challenge, humanity needs to come together to remember what unites us. That remains the collective ambition of all those involved in this Expo," sagte Ministerin Reem Al Hashemy, seit 2008 UAE Minister of State for International Cooperation und Generaldirektorin der Expo 2020 Dubai.
Nun gilt es, auf den neuen Expo-Termin zu warten. Die VAE werden die Zeit zu nutzen wissen - vorausgesetzt in Zeiten weltumspannender Pandemien wird es zukünftig überhaupt noch internationale Massenveranstaltungen geben.
Am 04. Mai 2020 wurde bekannt, dass die EXPO 2020 (der Name bleibt bestehen) nun vom 01.10.2021 bis 31.03.2022 in Dubai stattfinden soll.
Text: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG), Fotos: WAM
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