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11.11.2013

 

Reise zu sich selbst – der Saudische Künstler Dr. Sami Al Marzoogi

 

Ein Besuch bei Sami Al Marzoogi (Jahrgang 1947) ist immer ein Erlebnis und hat viele Überraschungen parat, denn er entwickelt kontinuierlich seine abstrakte Kunst – nicht nur hinsichtlich der Motive, sondern auch bezüglich Malstil, Technik, wissenschaftlicher Experimentierfreude und intellektueller Durchdringung.

 

Dr. Sami Al Marzoogi

Gemälde von Sami Al Marzoogi

Gemälde von Sami Al Marzoogi

Sein Haus in Jeddah ähnelt mit den vielen Gemälden an den Wänden einem Museum für zeitgenössische Kunst und in seinem Malatelier stapeln sich die Gemälde, die für Ausstellungen vorgesehen sind. Nicht nur Staffeleien, Farbtöpfe und Pinsel sind auszumachen, sondern auch verschiedene Textilien, denn die bringen oft – zum Auftragen der Farbe genutzt – interessante Effekte. Zum Schlafen scheint der viel beschäftigte Anästhesiearzt (Studium in Deutschland) kaum zu kommen, denn wenn er abends gegen 21 Uhr aus dem Hospital kommt, widmet er sich seiner Kunst. Seine Ehefrau unterstützt ihn, sie ist auch gleichzeitig seine Kunstmanagerin und organisiert Ausstellungen im Rahmen von „Marzoogi Art“. Die erwachsenen Kinder studieren – eine Tochter am berühmten Effat-College – und bewundern ihren Vater.

Die Anfänge seiner Malerei liegen mindestens drei Jahrzehnte zurück. Damals war Kalligrafie das einzige Thema: Kleinformatig, sparsam in der Farbe und streng in der Form. Danach kam die Zeit der Entwürfe für meterhohe Skulpturen – die rund 400 Skulpturen, die Jeddah an der Corniche, auf zahlreichen Roundabouts und in vielen Parks schon auf den ersten Blick zu einer Stadt der Kunst erscheinen lassen, sind bei Einheimischen und Besuchern beliebt. Die Entwicklung zu großformatigen, farbstarken Gemälden mit ganz speziellen Techniken, die sein Geheimnis sind, erfolgte über einen längeren Zeitraum. „Farbe an sich hat Ausdrucksstärke - wenn ich mich nur auf die Nutzung von Farben konzentriere, ergeben sie am Ende Formen und Gestalten, die jeder Betrachter anders sieht. Bei meiner Arbeit verhalte ich mich oft unbewusst und „etwas“ lässt mich handeln. Ich habe z. B. bei einem Gemälde in der linken unteren Ecke mit der Arbeit (in der geheimen  Technik) begonnen, habe dann die Leinwand gedreht und die Farben entwickelten selbst eine Struktur, die unendlich so hätte fortgeführt werden können. Der obere und untere Bildteil war zunächst „unklar“, aber der Trocknungsprozess hat dann Klarheit gebracht. Dieses „unbewusste“ Arbeiten hat interessante Auswirkungen, so liegt mir daran, dass der Betrachter das Bild aus verschiedenen Richtungen sieht, denn oft erkennt man nach einer simplen Drehung etwas ganz Anderes. Manchmal stehe ich vor der riesigen weißen Leinwand und habe ich nichts Besonderes vor aber mit dem Aufbringen der Farbe entwickelt sich etwas Überraschendes. Allerdings muss man rechtzeitig aufhören können, denn durch zuviel Farbe kann man leicht Zerstörungen anrichten. Ich lasse mich gern von der Natur inspirieren. Beim Tauchen sieht man z. B. verschiedene Farben – alle Farben sind in Harmonie. Ich habe für mich selbst festgestellt, dass innere Balance auch in meiner Kunst eine Balance ergibt. Manche  Bilder  erinnern mich noch nach längerer Zeit genau an die Stimmung, in der ich sie gemalt habe“.

 

Beim Betrachten der vielen Gemälde fällt auf, dass sie teilweise so unterschiedlich sind, dass sie von mindestens zwei Künstlern stammten könnten, die jedoch beide ihren unverwechselbaren, eigenen, geheimnisvollen Stil haben. – Was passiert bei Bildern, die einen eher „wilden“ Eindruck machen? „Bei diesen Werken bewegt sich meine Hand sehr schnell. Der unbewusste Antrieb kommt von innen und dieser Antrieb ist bis zum Ende der Arbeit vorhanden. Während der Arbeit entdecke ich mich selbst. Würde ich nicht künstlerisch tätig sein, würde ich das alles nie entdecken“. (www.marzoogi-art.com)

 

Text und Fotos: Barbara Schumacher

 

 

   

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