Am 21. August 1925 wurde er in Hausneindorf (Sachsen-Anhalt) geboren und begann nach seiner Schulkarriere 1946 seine journalistische Laufbahn als Reporter für die Deutsche Allgemeine Nachrichtenagentur (DANA). Es folgten weitere Stationen als Auslandskorrespondent für Die Welt, in London und Paris.
Schließlich zog es ihn zum Norddeutschen Rundfunk (NDR). Beim NDR gründete er zusammen mit Rüdiger Proske das bekannte und kritische Politmagazin „Panorama“, in welcher er frei nach dem Motto "nun wollen wir uns noch ein bisschen mit der Bundes- regierung anlegen" - ein Zitat aus einer seiner ersten Sendungen, stets kritisch zu innen- und außenpolitischen Debatten Stellung bezog. So war Gert von Paczensky u.a. für die Beiträge über den Politiker Franz Josef Strauß im Zusammenhang mit der „Spiegel Affäre“ und der „Fibag Affäre“, die nicht nur national große Beachtung fanden, verantwortlich.
Nachdem der NDR nicht gewillt war, seinen Vertrag zu verlängern, zog es Paczensky weiter zum „Stern“. Nach einem Intermezzo bei Radio Bremen, war er von 1972-1973 der Leiter des Referats für „Grundsatzfragen, Inneres und Justiz“ des Bundespresseamtes. In den 1980er Jahren wurde Paczensky schließlich in den Bundesvorstand des Verbandes Deutscher Schriftsteller gewählt. In den darauffolgenden Jahren widmete sich seine journalistische Tätigkeit vor allem den Problemen in den Entwicklungsländern. Zahlreiche Beiträge in schriftlicher und audiovisueller Form befassten sich überwiegend mit dem Themen der Ausbeutung und des Kolonialismus.
So leistete Gert von Paczensky ganz im Rahmen seiner Gesinnung im Laufe seiner Karriere einige wichtige Beiträge für die Deutsche Gesellschaft. Indem er sich mit den Spätfolgen des Kolonialismus und der Nachkriegsfolgen vor allem für den Nahen Osten auseinandersetzte und dies in seinen Werken niederschrieb (Unser Volk am Jordan? Faustrecht am Jordan, Nofretete will nach Hause. Europa – Schatzhaus der «dritten Welt», Teurer Segen. Christliche Mission und Kolonialismus. Was im Namen Christi verbrochen wurde), hinterlässt er der Nachwelt wichtige Dokumente zur Aufarbeitung der kolonialistischen und nachkriegsgeschichtlichen Spätfolgen.
Später verfasste Paczensky sehr beliebte und einflussreiche Restaurantkritiken. Jahrzehntelang setzte er sich für die Verbesserung der deutschen Esskultur ein, indem er seinen Lesern von der deutschen und französischen Spitzengastronomie berichtete.
Pacz, wie ihn seine engen Freunde riefen, sah sich in seiner Laufbahn aufgrund seiner kritischen Einstellung gegenüber Politik und der Regierung stets Kritik an seiner Person ausgesetzt. 1994 klagte er schließlich erfolgreich vor dem Oberlandesgericht Hamburg gegen die schmutzige Diffamierungen als „linker Antisemit“ durch den Publizisten Henryk M. Broder.
In stillem Gedenken nehmen wir Abschied von unserem langjährigen Beiratsmitglied der Deutsch Arabischen Gesellschaft, Gert von Paczensky, der uns stets ein treuer Wegbegleiter, auch auf unseren Auslandsreisen in den Nahen Osten war und bedanken uns bei einem der „herausragenden Begründer des kritischen Fernsehjournalismus in Deutschland“ wie es NDR-Intendant Lutz Marmor Paczensky treffend formulierte, für seine wertvolle Arbeit die ER für die DAG leistete.
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