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05.02.2015

 

Nachruf einer Einwanderin aus Ägypten auf Richard von Weizsäcker

 

Englische Version weiter unten: Obituary for German Federal President Richard von Weizsäcker by a German Doctor with Egyptian roots

 

Ich habe meinen großen Traum, Ärztin zu werden, seit früher Kindheit leidenschaftlich verfolgt.

Nach Abschluss meines Einser-Abiturs und sehr gutem Medizinertest musste ich jedoch mit Erstaunen feststellen, dass ich trotz wesentlich höherer Gesamtnote und Punktzahl als der Durchschnitt der zum Medizinstudium zugelassenen Studenten nicht Medizin studieren durfte, da ich als sog. "Bildungsinländerin" (Ägypterin mit deutschem Abitur in D) gelte und somit in die 2% Quote rutsche, (d.h. für diese waren nur 2% der Medizinstudienplätze in der Bundesrepublik Deutschland vorgesehen) die an sog. "Bildungsinländer vergeben werden konnten. Ich war ein Quotenopfer einer diskriminierenden Gesetzgebung gegen Drittweltimmigranten. Denn sogar Studenten außerhalb Deutschlands aus anderen EU-Staaten hatten mit wesentlich schlechteren Noten einen Medizinstudienplatz erhalten.

 

Ich empfand diese Regelung als sehr ungerecht und war wütend, traurig und enttäuscht, dass mein großer Traum, Ärztin zu werden, an solch einem willkürlichen für mich nicht nachvollziehbaren Entscheid scheitern sollte.

Seinerzeit erinnerte sich meine Mutter an ein Ereignis, das sie sehr bewegt hatte:

Bundespräsident Richard v Weizsäcker hatte nach den rechtsextremen Ausschreitungen von  Neonazis von Mölln, denen 3 Türken zum Opfer fielen, Flagge gezeigt: 

Er nahm an der Trauerfeier der türkischen Opfer teil und bewies auch durch sein Erscheinen bei der Großdemonstration, dass das Motto der Veranstaltung und zugleich die Grundfeste unserer Gesellschaft „Die Würde des Menschen ist unantastbar" mehr als nur leere Worte sind.

"Dieser Mann hat Menschlichkeit und Feingefühl" sagte meine Mutter, und sie war sich sicher, Richard V Weizsäcker werde mir helfen, mein verlorenes Recht wieder zu erlangen, ich solle ihm einen Brief schreiben, was ich auch tat.

Ich schilderte ihm in meinem Brief minutiös meine Angelegenheit und rügte, dass Gleiches und Gleiches ungleich behandelt werde.  Ich wurde von Freunden belächelt, ein Bundespräsident werde doch einer jungen Abiturientin nicht antworten.

Doch den Unkenrufen zuwider erhielt ich kurze Zeit später aus der Villa Hammerschmidt in Bonn eine Antwort von Bundespräsident von Weizsäcker persönlich unterschrieben. Auch er empfand dieses Verfahren als ungerecht. Seit Jahren, so erfuhr ich, versuche man auf Bundesebene dieses Gesetz zu ändern, doch es stelle sich der Freistaat Bayern stets dagegen. Man werde aber der Sache nachgehen und meinen "Hilferuf" weiterleiten, mit der Bitte, sich der Angelegenheit auf höchster Stelle anzunehmen.

 

Wenige Tage später wurde mein Kindheitstraum wahr: Ich erhielt offiziell einen Medizinstudienplatz und wurde endlich gerecht behandelt, mein Kampf war nicht umsonst! Ich habe Freudentränen vergossen; ich freute mich über die praktizierte Gerechtigkeit, und die erhoffte Toleranz, die es in Deutschland doch gab.  Diese verkörperte für mich dieser wundervolle Mensch, Richard von Weizsäcker. Die Skeptiker, die mich belächelten, wurden eines Besseren belehrt:

Im Jahr darauf wurde dieses seltsame Quotengesetz der "Bildungsinländer" abgeschafft, nun wurden alle Abiturienten in Deutschland gleich behandelt, unabhängig von ihrem ursprünglichen Herkunftsland und ihrer Nationalität. Das war für mich damals ein großes Wunder und erfüllte mich fortan voller  Hoffnung!

Deutschland war für mich tatsächlich, mit Menschen wie von Weizsäcker, eine Demokratie zum Anfassen, ein Land der Gerechtigkeit!

 

"Die ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger bei uns müssen die Zuversicht bekommen, dass sie bei uns mit derselben Achtung ihre Menschenwürde leben können, wie die Deutschen auch" diese Worte Weizsäckers sind keine leeren Worte, ich habe sie tatsächlich erlebt. Weizsäcker war und ist für mich ein Mann mit Mut und Moral, Symbol für Frieden und Versöhnung, das Gewissen des Landes, feinfühlig und offenherzig und vor allem eins: sehr, sehr menschlich.

 

Ich werde stets für Menschen wie Sie beten.

 

Dr.med. Alia Soliman

Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG)

 

 

Obituary for German Federal President Richard von Weizsäcker by a German Doctor with Egyptian roots

 

I have passionately pursued my big dream of becoming a doctor since childhood.

 

After completing my A-levels and a very good medical intelligence test, however, I was amazed to find that I was not allowed to study medicine despite a significantly higher overall grade and score than the average of the german students admitted to medical studies, because I was a so-called "Bildungsinländerin" (Egyptian with German Abitur in Germany) is valid and thus slips into the 2% quota (ie only 2% of the medical study places in the Federal Republic of Germany were intended for this) which could be awarded to so-called "Bildungsinländer". Because even students outside Germany from other EU countries had been given a place in medicine with significantly poorer grades.

 

I found this regulation to be very unfair and was angry, sad and disappointed that my big dream of becoming a doctor should fail because of such an arbitrary decision that I could not understand.

 

At that time, my mother remembered an event that had moved her very much:

Federal President Richard v Weizsäcker had shown the flag after the right-wing extremist riots by neo-Nazis from Mölln, which killed 3 Turks:

He took part in the funeral service of the Turkish victims and proved by his appearance at the large demonstration that the motto of the event and at the same time the foundations of our society "Human dignity is inviolable" are more than just empty words.

 

"This man has humanity and sensitivity," said my mother, and she was sure that Richard V Weizsäcker would help me regain my lost right and my mother advised me to write him a letter, which I did.

 

In my letter I described my matter to him in minute detail and reprimanded that like and like are treated unequally. I was ridiculed by friends that a Federal President would not answer a young high school graduate like me.

 

But, contrary to prophecies of doom, a short time later I received an answer from the Villa Hammerschmidt in Bonn, personally signed by German Federal President Richard von Weizsäcker. He too felt this procedure to be unfair. For years, I learned, all attempts have been made to change this law at the federal level, but the Free State of Bavaria is always opposed to it. "But they will investigate the matter" and forward my "call for help" with the request to take care of the matter at the highest level.

 

A few days later, my childhood dream came true: I officially got a place in medicine and was finally treated fairly, my fight was not in vain! I shed tears of joy; I was happy about the justice practiced and the hoped-for tolerance that there was in Germany. This was embodied for me by this wonderful person, Richard von Weizsäcker. The skeptics who smiled at me were taught otherwise:

 

In the following year this strange quota law for "Bildungsinlaender" was abolished, now all high school graduates in Germany were treated equally, regardless of their original country of origin and their nationality. That was a great miracle for me at the time and from then on it filled me with hope!

 

For me, Germany was indeed, with people like von Weizsäcker, a hands-on democracy, a land of justice!

"Our foreign fellow citizens must be given the confidence that they can live their human dignity with us with the same respect as the Germans" These words from Weizsäcker are not empty words, I actually experienced them. Weizsäcker was and is for me a man of courage and morality, a symbol of peace and reconciliation, the conscience of the country, sensitive and open-hearted and above all one thing: very, very human.

 

I will always pray for people like you.

 

Dr. med. Alia Soliman, Ph.D.Free University of Charite Berlin

DAG Advisory Board Member, German Arab Association

 

 

 

   

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