Als einer der herausragenden Künstler seines Landes ist Farghali Abdel Hafiz zu nennen, den die namhafte Zamalek Art Gallery in Kairo vertritt. Farghali bewohnt seit 1988 ein von ihm selbst architektonisch gestaltetes, reich mit Gemälden und Skulpturen ausgestattetes Haus mit mehreren Atelierräumen und großem Garten in der idyllischen Künstlerkolonie von Dashur, etwas außerhalb von Kairo, in Sichtweite hoher Dünen im Westen, der Pyramiden von Dashur am nördlichen Horizont und einer seit Pharaos Zeiten noch unveränderten Naturlandschaft, in deren Reste des Farouk-Sees sich die am Ufer grasenden Pferde spiegeln.
Farghali erzählt beim Tee: „Ich wurde in Dairout geboren, einem Dorf in der Nähe des Nils bei Beni Hassan, dem Geburtsort von Echnaton. Dort ist die Landschaft ähnlich wie in Dashur. Ich malte schon mit 3 Jahren und während der Schulzeit ging ich nach dem Unterricht zu einem Mallehrer und malte mit Pastellfarben. Später benutzte ich Nil-Schlamm mit geheckseltem Stroh als Grundierung – für mich der „Schlamm der Zivilisation“. Ich tummelte mich unter den Fischern, begeisterte mich für die Palmen und Häuser, die sich im Wasser spiegelten und an dramatischen Sonnenuntergängen. Um mich herum war Natur, die ich malte: die Bauern auf ihren Feldern, die Landschaft. Abends blieb ich allein draußen, um den Mond zu beobachten, bis auch er sich im Wasser spiegelte. Ich bastelte „Arous el Nil“ – Nilpuppen, die typisch in der Pharaonenzeit waren und auch für mich Symbol für Fruchtbarkeit und Leben darstellten. Später waren diese Puppen Modell für Skulpturen, die im Haus, in den Ateliers und an vielen Stellen im Garten zu entdecken sind“.
Angesichts der großen Liebe für die Natur ergibt die Frage nach seiner Meinung zu moderner Technik aufschlussreiche Details: „Mit moderner Technik stehe ich auf Kriegsfuß – so sah ich z. B. ein Konzert von Michel Jarre bei den Pyramiden von Giza. Mir gefiel die Musik, aber nicht an diesem Ort. Ebenso wenig gefallen mir die Projektionen innerhalb der Lichtshow bei den Pyramiden – diese Dinge zerstören die Spiritualität des Ortes. Beim Hatschepsut Tempel habe ich eine Aufführung der Oper Aida gesehen – sie gefiel mir nicht, zu viel technischer Aufwand und zu protzig. Ich habe selbst 1993 ein Bühnenbild für Aida geschaffen nach dem Motiv der Landschaft um Dashur mit Palast und Palmen in von mystischem Mondlicht beleuchteten Dünen, das 1993 bei der Biennale in Venedig den Ägypten-Pavillon ausmachte und danach von der Oper in Prag übernommen wurde. Bei einer Aida-Aufführung in Prag wurde es 2004 noch einmal verwendet“. Den künstlerischen Durchbruch hatte Farghali 1982 mit seinen Skulpturen in Verbindung mit „Gemälden“, bei denen dreidimensionale Körper aus der Fläche der Leinwand „entspringen“. Beispiele dieser Werke befinden sich in Dauerausstellungen der Museen für Moderne Kunst in Kairo, Alexandria, Minia und in ausländischen Museen. Die erste Aufsehen erregende Präsentation, die 41 Skulpturen (41 deshalb, weil er Jahrgang 1941 ist) umfasste und ein Hintergrundgemälde voller Symbolik von 6 m Länge ging 1983 u. a. nach Sao Paulo und danach hatte er Ausstellungen in vielen Städten der Welt.
Immer wieder zieht es ihn zum Nil, den er als „Ort des Friedens, der Liebe und Spiritualität“ empfindet – Inspiration für viele Kunstwerke. „Eines Nachts hatte ich eine Unterhaltung mit der Sphinx. Sie war in unwirkliches Mondlicht getaucht. Ich begann die Unterhaltung, indem ich sie lobte für die Freude, den Optimismus, die Ernsthaftigkeit und Weisheit, die sie verbreitet. Eine warme Stille breitete sich aus, bevor mit einer frischen Brise ihre Worte zu mir flogen. Wir unterhielten uns über Ägypten und ich lud sie zu einem Besuch bei ihren Vorfahren ein, was sie akzeptierte. Ich fühlte, wie Wellen unendlicher Liebe um die Sphinx schlugen, die die Erde und den Himmel erfüllten und die Gegend in ein Königreich für Dichter und Maler verwandelte – ein Königreich der Menschlichkeit. Diese Nacht hatte einen großen Einfluss auf mich und meine Liebe zum Alten Ägypten. Ich stand da und fühlte mich so, als hätte ich Spiritualität ausgegraben, die mir die Macht gab, die ganze Welt zu umarmen“. Soviel Poesie wird gern genutzt für die Gestaltung der Ausstellungs-Kataloge, in denen Farghali selbst seine Werke dem begeisterten Publikum nahe bringt. Dabei geht es nicht nur um seine Interpretationen von Ägypten sondern auch um Werke, die er von längeren Aufenthalten z. B. in Istanbul oder London mitbringt. Sein „Markenzeichen“ ist eine weiße Schirmmütze mit der Aufschrift „Old Cataract Hotel“. „Diese Mütze ist eine Erinnerung an eine unvergessliche Ausstellung meiner Werke in diesem berühmten Hotel in Assuan“.
Infos:
Die 11. Cairo Biennale fand im Dezember 2008 statt. (www.cairobiennale.gov.eg).
Kairo hat eine große Zahl ausgezeichneter Kunstgalerien. Zu den besten gehört die Zamalek Art Gallery, die auf zeitgenössische ägyptische Künstler spezialisiert ist. Dort ist auch ein Buch über den Künstler Farghali erhältlich (www.zamalekartgallery.com)
Text und Fotos von Barbara Schumacher
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