Nach dem Verschwinden des saudischen Journalisten Khashoggi in der Türkei ermittelt die dortige Justiz in dem Fall. Dies gab die regierende AK-Partei von Präsident Erdogan in Ankara bekannt. Demnach begannen Ermittlungen der Staatsanwaltschaft bereits am Dienstag und werden nun ausgeweitet. Der Regierungskritiker hatte am Dienstag das Konsulat Saudi-Arabiens in Istanbul betreten, um Papiere abzuholen, kam nach Darstellung seiner Verlobten aber nicht wieder heraus. Das türkische Außenministerium bestellte deshalb den saudischen Botschafter ein. Der saudische Kronprinz bin Salman sagte heute der Nachrichtenagentur Bloomberg, er wisse nicht, wo sich Khashoggi aufhalte. Das Konsulat habe er jedenfalls wieder verlassen. Der Journalist lebt seit dem vergangenen Jahr in den USA im Exil.
Nach einem Besuch des saudischen Konsulats in Istanbul wird der Journalist Khashoggi vermisst. Dazu schreibt die arabische Zeitung RAI AL-YOUM: "Mit Khashoggi entführten die saudischen Behörden einen in der arabischen Welt und darüber hinaus sehr bekannten Journalisten. Das dahinter stehende Ziel ist klar: Es geht darum, saudische Dissidenten einzuschüchtern und eine Nachricht an alle Kritiker zu Hause und im Ausland zu schicken: Die Arme der Staatssicherheit reichen sehr weit. Und noch etwas wollte Saudi-Arabien: den Ruf der Türkei als sicheres Exilland untergraben. Saudische, ägyptische und jemenitische Kritiker sollen sich dort nicht mehr sicher fühlen. Die Saudis haben gezeigt, dass es im türkischen Sicherheitssystem Lücken gibt", stellt die in London erscheinende Zeitung RAI AL-YOUM fest.
In der GLOBE AND MAIL aus Toronto ist zu lesen, dass Kashoggis Verschwinden vor allem eine Botschaft aussendet: "Wenn saudische Dissidenten es wagen, ihre Stimme zu erheben, werden sie vom Regime zum Schweigen gebracht." Mit diesem Kommentar aus der kanadischen Zeitung GLOBE AND MAIL endet die internationale Presseschau.
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