Nach dem Tod des Emirs Sheikh Sabah Al-Ahmad Al-Sabah (91) am 29. September 2020 und der Übernahme der Regierung durch den ehemaligen Kronprinzen Sheikh Nawaf Al-Ahmad Al-Sabah (83) stellt sich die Frage, ob Kuwait auch weiterhin die schon „historisch“ genannte Rolle als Vermittler im Arabischen Golf und in der gesamten Region spielen wird.
Sheikh Sabah war seit 1963 zunächst Außenminister und seit 2006 Emir. In diese Zeit fiel der Krieg mit Irak und anschließend der Übergang des politischen Systems in ein offeneres und parlamentarischeres als vor dem erstem Golfkrieg. Die Beziehungen zu den USA waren stets gut, trotz zeitweiliger Meinungsverschiedenheiten im Hinblick auf außenpolitische Ziele. Die USA schätzen und respektieren Kuwait als wichtigen Verbündeten.
In arabischen Medien wird Sheikh Sabah als der letzte der „Alten Garde“ (die Generation von Sheihh Zayed in VAE, Sultan Qaboos in Oman, König Abdullah und dem derzeitigen König Salman in Saudi-Arabien) gesehen, mit dem Vorteil großer Autorität und der Strategie, die Dinge etwas anders zu machen als von der Nachfolgegeneration zu erwarten ist. Von den vielen Kommentaren zum Tod des Emirs sei der von Nickolay Mladenov, UN Special Co-ordinator for Middle East Peace zitiert: “Sheikh Sabah's death marked the end of an era. He gave his life in the service of his nation. A humanitarian giant committed to peace. His wisdom will be dearly missed in the Middle East."
Experten, die sowohl als Golfspezialisten als auch als Kenner der US-Politik gelten, sind sich nicht einig im Hinblick auf die Zukunft. Während einige an die Kontinuität glauben, stellen andere die Frage, ob die so geschätzte Mediation an den Staat Kuwait oder an die Person von Sheikh Sabah gebunden ist. Die Antwort ist nicht einfach, da beide Dinge so lange identisch waren. Sollte Kuwait die Vermittlerrolle nicht weiter übernehmen wollen oder können dann könnte das zu Verschiebungen in der Region führen.
Andere Fachleute meinen: „Die naheliegende Position in Kuwait ist es, eine ausgleichende, vermittelnde Rolle zu spielen. Das wird der Instinkt eines jeden kuwaitischen Herrschers sein. Diese Politik der Neutralität ermöglicht es, die zentralen, nationalen, politischen Interessen zu verfolgen: die Nähe zu den USA und die Wahrung der inneren Stabilität sowie die Vermeidung von sektiererischen Konflikten oder Konflikten mit Islamisten. Der Schlüssel dazu: nicht in Streitigkeiten Partei ergreifen."
Der neue Emir, Sheikh Nawaf ist der 16. Emir des Landes und gilt als Reformer und Sicherheitsexperte. Sein erstes Regierungsamt 1961 war Gouverneur von Hawalli. Zweimal, nämlich 1978-1988 und 2003-2006 war er Innenminister, er sorgte für eine moderne Verwaltung in diesem Ministerium und baute die Sicherheitsinstitutionen aus. Von 1988-1992 amtierte er als Verteidigungsminister und übernahm danach das Arbeitsministerium. Zwischen 1994 und 2003 war er stellv. Chef der Nationalgarde, kehrte 2003 als Minister ins Innenministerium zurück und blieb dort drei Jahre bis zu seiner Ernennung zum Kronprinzen im Jahr 2006, kurz nachdem Sheikh Sabah Emir wurde. Das folgende Zitat von ihm ist bemerkenswert: "Mitglieder der königlichen Familie sind Teil des kuwaitischen Volkes, und für sie gelten die gleichen Gesetze. Wer einen Fehler macht, trägt die Verantwortung dafür“. - Sheikh Nawaf tritt in große Fußstapfen und hat nun u. a. folgende Aufgaben: Balance-Halten in den Beziehungen zu Saudi-Arabien und Iran, Wirtschaftskrise meistern und einen neuen Kronprinzen finden. Letzteres gelang schnell. Am 08.10.2020 wurde Sheikh Mishaal Al-Ahmad (80) als Kronprinz ernannt.
Arab Times Kuwait: https://www.arabtimesonline.com/news/new-era-of-wisdom-hope/
Text: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG). Fotos: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (3), KUNA (1)
< Arabische Welt: Studie zum Thema Jugend veröffentlicht