Islamische Azad Universitäten gibt es in ganz Iran. Die Azad Uni in der am Persischen Golf liegenden Hafenstadt Bandar Abbas kann sich jedoch rühmen, über architektonisch einzigartige Gebäude im islamischen Stil mit Windtürmen und kunstvoller Keramikdekoration in einer großartigen Parkanlage zu verfügen, die über 30.000 Studierenden Platz bietet.
„Der qatarische Fernsehsender Al Jazeera hat eine Dokumentation über die Universität angefertigt, dabei wurde die Architektur als die schönste einer Universität in der islamischen Welt beschrieben“, so Dr. Shahriar Moshiri bei einem Gespräch im Frühjahr 2017 in der Caféteria eines Hotels in Bandar Abbas, das nach seinen Plänen gebaut wurde. Er hat Architektur und Design für die Universität ersonnen und den Bau finanziert. „Wir bieten hier fast alle Fakultäten an, ausschließlich für Iraner. Während in den ersten zehn Jahren des Bestehens der Uni nur 30 Prozent Frauen studierten, ist diese Prozentzahl heute auf 60 Prozent angewachsen. Der Fokus lag früher auf männlichen Studierenden, die jetzige Situation spiegelt den offiziellen Wunsch der Regierung nach mehr weiblichen Studierenden wider. Das entspricht der Realität: Für Frauen hat akademische Bildung oberste Priorität, die Männer wollen zuerst einen Job finden und danach die Universität besuchen. Allerdings gab es in den 1980-er und 1990-er Jahren ein besseres Job-Angebot als jetzt. Die Zahl der arbeitslosen Akademiker wächst stetig, etwa 60 Prozent der Arbeitslosen sind junge Akademiker. In Iran fehlt jegliche Infrastruktur, um das Job-Problem zu lösen für über 4 Mio. Studierende, wobei die Ingenieurwissenschaften führen. Leider gibt es während des Studiums keinerlei Möglichkeit für Praktika in der Wirtschaft, auch die an vielen Universitäten in anderen Ländern heute üblichen „Career Days“ oder spezielle „Recruitment Shows“, wie sie erfolgreich in den Vereinigten Arabischen Emiraten durchgeführt werden, gibt es in Iran nicht. Internationaler Studentenaustausch ist offiziell nicht erwünscht, ich habe mich jahrelang darum bemüht – ohne Erfolg!“, so Dr. Moshiri.
Auf die Frage nach seiner aktuellen Lehrtätigkeit meint er: „Ich lehre an zwei Tagen der Woche „Elements and Details of Buildings“ und bin Supervisor für MA und Ph. D. Absolventen.“ Dr. Moshiri hat in Architektur und Urban Planning promoviert und dazu mehrere Bücher in Farsi verfasst, von denen eins in Englischer Übersetzung vorliegt. Mit der Architektur der prächtigen Gebäude des Uni-Geländes in Bandar Abbas, zu denen eine Moschee mit Gedenkplakette für den Architekten gehört, hat er sich zu Lebzeiten ein Denkmal in Iran gesetzt. Auch im Ausland sind entsprechende Beispiele zu sehen: dazu gehört die Universität in Zanzibar, für die er im Jahr 2000 die Pläne erstellte.
Dr. Moshiri stammt aus einer der über 200 Jahre alten, wohlhabenden Adelsfamilien Irans. „Meine Familie kommt ursprünglich aus Busher, großen Landbesitz gibt es dort, aber auch in Kerman und in der Provinz Hormozgan. Das jeweilige Familienoberhaupt trug in der Qajar-Zeit den Titel „Khan“. Die Familie gründete nicht nur die Stadt Bandar Abbas als Hauptstadt der Provinz Hormozgan, sondern auch z. B. das erste Rathaus und die erste Elektrizitätsstation des Landes. Mein Vater war 12 Jahre lang Senatsmitglied im Parlament, unsere Familie war stets politisch für die Bürger des Landes engagiert. Wir haben unser Land für Universitäten, Institutionen und Regierungsgebäude kostenlos zur Verfügung gestellt. Ich war von 2000 bis 2004 Parlamentsmitglied und hatte danach mehrere leitende Positionen in der Wirtschaft, u. a. war ich Direktor der Freihandelszone von Qeshm, der größten Insel im Persischen Golf“. Auf die Wirtschaftslage in Iran angesprochen meint er: „Wir brauchen ausländische Investoren und obwohl die Sanktionen auf dem Bankensektor noch gelten, können internationale Investoren die Zeit nutzen, das Terrain zu sondieren. Wir brauchen alles, vor allem qualifizierte Arbeitsplätze. Als wichtigste Gebiete für Investoren sehe ich die Bereiche Infrastruktur, Energie und Tourismus“. Einen Bezug zu Deutschland gibt es auch: „Mehdi Teherani, der Großvater meiner Mutter, war 1915 Deutscher Konsul in Teheran“.
Text und Fotos: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft
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