Vielleicht ist dies der letzte Palast des Landes in privater Hand – allerdings sehr renovierungsbedürftig, aber trotzdem interessant für einen mutigen Investor? Der müsste einen großen Geldsack mitbringen, denn wegen der US-Sanktionen läuft in der Republik Sudan der gesamte Zahlungsverkehr mit Bargeld.
Die Gegend um Kerma entlang des Nils war schon vor Jahrhunderten furchtbar und das Königreich von König Tombol reichte im 13. Jahrhundert von Old Dongola - heute weltberühmte archäologische Stätte, auf deren weitläufigem Gelände eine zerfallene Stadt, Gubbas (Mausoleen), eine wie ein Fort gelegene Moschee, Säulen von Kathedralen und ein Kloster mit sensationellen Wandmalereien erhalten sind – bis in die Nähe von Tumbus, das durch die umgefallene Statue eines Sohns von Amun und rätselhafte Felsbrockenformationen berühmt wurde. Weitere Sehenswürdigkeiten der Gegend sind das Museum von Kerma mit den ebenfalls weltberühmten, lebensgroßen Granit-Statuen von König Taharka und weiteren Königen, die von dem Schweizer Archäologen Charles Bonnet in Dukki Gel, wo er seit 40 Jahren gräbt und im Dezember 2014 einen weiteren Palast mit 1000 Säulen fand, ausgegraben wurden, die benachbarte Deffufa und die am Nil gelegene Stadt Kawa mit unter Sand begrabenen, riesigen Palästen, die noch der Ausgrabung harren. Im früheren Königreich von König Tombol leben heute noch etwa 100.000 Nachfahren, die meisten sind Farmer und Händler. Das in einer paradiesischen Landschaft gelegene Dorf Argo ist Anziehungspunkt für Freunde alter Lehmarchitektur – die verlassenen Häuser sind zwischen 500 und 700 Jahre alt - auch der 1311 von König Tombols Sohn gebaute Lehmpalast existiert noch und es gibt eine 500 Jahre alte Lehm-Treppenmoschee gegenüber der ehemaligen Koranschule. Eine ganz besondere Attraktion entdeckt man nur mit kundiger Führung: Direkt am Nilufer stehen auf einem kleinen Hügel noch die überdachten Mauern des Palastes Dib Al Malik (=Anhöhe des Königs). Dieser Palast verfügt über 2 sehr große Räume, zwei Veranden und viele Terrassen (siehe Foto). Frühe Reisende, die auf dem Nil unterwegs waren, konnten den Palast sehen, heute ist der Blick vom Nil durch hohe Mimosenbäume verwehrt, auch die Treppe zum Nil ist zugewachsen. Gegenüber dem Palast liegt eine 7 km breite und 2 km lange Nilinsel, die ausschließlich landwirtschaftlich genutzt wird. Von weitem ist der Palast am besten von den Terrassen schöner Wohnhäuser von Nachfahren des Königs im Dorf Argo zu sehen. Die hier lebenden Familien sind wie alle anderen auch sehr gastfreundlich und beim Tee im großen Empfangsraum können die vielen historischen s/w Fotos der Vorfahren bestaunt werden.
Abdulilah Al Malik (siehe Foto) ist direkter Nachfahre von König Tombol, er ist der Besitzer des Palastes Dib Al Malik. Seinen Lebensunterhalt verdient er mit den Produkten seiner großen Farmen: Kartoffeln, Auberginen, Bohnen, Wassermelonen, Mangos, Zitronen, Orangen, Grapefruit und vieles mehr gedeihen hier prächtig in allerbester Qualität und werden u. a. auf dem pittoresquen Markt des benachbarten Oasen-Ortes Burgeg mit neuen Häusern, kleinen Läden und einer sehr gut ausgestatteten Apotheke mit professionellem Service, die ihm gehört, verkauft. Die Medikamente werden aus Khartoum geliefert, sein Sohn Abbas bekleidet eine Führungsposition in der dortigen pharmazeutischen Fabrik. Die Bewässerung der Farmen erfolgt durch Wasser aus Nilwasserkanälen und Brunnen. Esel, Ziegen und Kamele sind anzutreffen. Eine Kamelkarawane mit Reitern auf über 200 Tieren macht sich gerade auf den Weg nach Karima, wo am Fuß des heiligen Jebel Barkal zum ersten Mal im Dezember 2014 ein einwöchiges Kultur- und Wirtschafts- und Tourismusfestival stattfindet.
Bei der Besichtigung des Palastes meint Abdulilah Al Malik: „Ich würde den Palast gern restaurieren lassen. Das bedeutet zwar sehr viel Aufwand, es ist aber möglich, weil das Fundament vollkommen intakt ist. Derzeit suche ich dafür Investoren. Das Gebäude würde sich sehr gut eignen als Museum oder Kulturzentrum – eine gute Ergänzung zu den bestehenden Besucherattraktionen der Gegend“. Wer sich den Palast anschauen möchte, ist willkommen im Gästehaus von Abdulilah Al Malik, inmitten einer paradiesischen Palmenoase, fernab von jeglichem Lärm. Reichhaltiges Frühstück und Dinner sind inklusive und der Hausherr serviert im Restaurant mit hochherrschaftlichen roten Samtvorhängen persönlich die Suppe, während die frisch zubereiteten, vielfältigen Speisen von dienstbaren Geistern lautlos herbeigeschafft werden. Während der Vollmond das notwendige Licht für den Tee auf der Terrasse liefert, zeigt Abdulilah Fotos seiner Familie, holt neue und alte Bücher, in denen der Palast erwähnt und als Foto oder Illustration enthalten ist und erzählt Geschichten wie die vom Besuch einer Gruppe von Nilforschern, die 1860 auf dem Nil unterwegs waren und denen vom damaligen König Tambel im Palast ein herzlicher Empfang zuteil wurde…
Information: Wer sich als Investor für den Dib Al Malik Palast interessiert, kann mit dem Sohn des Besitzers in Kontakt treten. Kontaktdaten: Abbas Abdulilah Al Malik, Khartoum, Telefon: 00249-1-8895959. Email: abbasalmalik[at]hotmail[.]com. In der Betreffzeile der Email sollte „Argo“ angegeben werden.
Text und Foto: Barbara Schumacher
< Interview mit dem ehemaligen UN-Diplomaten Hans-Christof von Sponeck (DAG-Beiratsmitglied)