Die arabischen Volkswirtschaften werden in diesem und im nächsten Jahr expandieren, da sie sich weiter von der Covid-19-Pandemie erholen, niedrigere Inflationsraten verzeichnen und von einer verbesserten Haushaltslage profitieren, so die UN in ihrer jüngsten Erhebung.
Das Bruttoinlandsprodukt der 22 arabischen Länder wird voraussichtlich um durchschnittlich 4,5 Prozent im Jahr 2023 und 3,4 Prozent im Jahr 2024 wachsen, wenn auch langsamer als im letzten Jahr (5,2 Prozent), mit einigen Diskrepanzen, da der Ukraine-Krieg die Volkswirtschaften unterschiedlich beeinflusst, so die UN-Wirtschafts- und Sozialkommission für Westasien (Escwa) in einem Bericht. "Während einige arabische Länder von einem Anstieg der Energiepreise profitierten, litten andere unter steigenden Energiekosten, Engpässen bei der Lebensmittelversorgung und einem Rückgang des Tourismus und der internationalen Hilfsgelder", so die Escwa in ihrem Bericht über die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen in der arabischen Welt.
Mit Sicherheit wird 2023 das Jahr, in dem vor allem Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate beginnen, sich mit einer Hauptrolle auf der wirtschaftlichen Weltbühne zu beschäftigen.
Es ist leicht zu erkennen, warum die GCC-Länder im nächsten Jahrzehnt ihren Status als Wirtschaftsmacht ausbauen werden. Das Engagement sowohl in den Bereichen Umweltschutz und zukunftsweisende Technologien wächst unaufhörlich. Nirgend wo sonst in der Welt wird der vorhandene Reichtum mit so viel Nachdruck für den Fortschritt eingesetzt, noch dazu mit einer ausgefeilten Strategie und in einer atemberaubenden Geschwindigkeit.
Das jüngste Beispiel kann man daher sowohl als ein Zeichen der Zeit als auch einen Blick in die Zukunft ansehen, wenn sich ein 166 Jahre altes westliches Finanzinstitut an Saudi-Arabien wendet, um eine Rettungsaktion zu finanzieren. Die Investition der saudischen Nationalbank in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar zum Erwerb einer 9,9-prozentigen Beteiligung an der globalen Investmentbank und Finanzdienstleistungsgesellschaft Credit Suisse Group war keine gewöhnliche Finanzrettung. Sie war ein deutliches Zeichen für die strategischen Ambitionen Saudi-Arabiens und die beneidenswerte Position des Königreichs als einer der wenigen Lichtblicke in einer ausgesprochen schwierigen Weltwirtschaftslage, die durch den anhaltenden Konflikt in der Ukraine noch verschlimmert wird.
Dazu passt auch die Nachricht von Bloomberg, dass die Deutsche Bank offenbar Überlegungen anstellt, Saudi-Arabien als Schlüsselmarkt bei möglichen Expansionsgedanken einzubeziehen. Claudio de Sanctis, Leiter des internationalen Private-Banking-Geschäfts der Deutschen Bank, sagte einem Bloomberg-Bericht zufolge, dass das Finanzunternehmen plane, in großem Umfang in den Nahen Osten und Südostasien zu investieren, um eine Ausweitung des Vermögens und der Geldströme in diese Regionen zu nutzen. "Wenn man sich die nächsten 24 Monate in Bezug auf strategisches Wachstum ansieht, liegt der klare Fokus für die internationale Privatbank auf diesen Regionen", sagte de Sanctis. Er wies ferner darauf hin, dass die Länder Südostasiens und des Nahen Ostens aufgrund zahlreicher Faktoren wie laufende Wirtschaftsreformen, geopolitische Erwägungen und Handelsströme einen starken Rückenwind für die Vermögensbildung genießen. https://www.bloomberg.com/news/articles/2022-11-22/deutsche-bank-targets-asia-middle-east-for-wealth-ambitions?leadSource=uverify%20wall
Zu den boomenden Sektoren gehört in den GCC-Staaten, allen voran in Saudi-Arabien und den VAE, der Bausektor. Diese beiden Länder sind lt. Arab Monetary Fund (AMF) mit 187 Mrd. US Dollar Investitionen in Bauprojekte führend in der gesamten arabischen Welt - mit steigender Tendenz. Beide Länder haben sich von der Pandemie erholt und an Energie herrscht kein Mangel, wobei die VAE auch auf Atomenergie setzen: die erste und bisher einzige, von Süd-Korea gebaute Anlage Al Barakah im Emirat Abu Dhabi ist seit 2020 in Betrieb und soll nach Fertigstellung des vierten und letzten Reaktors 25 Prozent der Energie liefern. - Saudi-Arabien hat bisher kein Atomkraftwerk, will jedoch bis 2040 sechzehn Atomkraftwerke bauen und Süd-Korea hat gute Chancen, diesen Auftrag zu bekommen, obwohl sich derzeit noch weitere Länder darum bemühen, darunter auch Frankreich…
Text und Foto: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG)
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