Auf die im April 2016 bekannt gewordene „Vision 2030“ (www.vision2030.gov.sa) setzen nicht nur Privatwirtschaft, Investoren und Entscheider in Wirtschaft, Gesundheitswesen und Bildung ihre Hoffnungen, sondern in ganz besonderem Maße auch die Saudischen Frauen. Vieles früher Unmögliche scheint nun möglich und die Rede ist von Neuanfang und „Stunde Null“.
Beim 1. Saudi-German Forum for Sustainable Business am 20. Oktober 2016 in Hamburg, organisiert von der EMA, in Kooperation mit der AHK Riyadh und der Saudischen Botschaft geht es vor allem um Strategien für eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung und den Gesundheitssektor, den man als Rückgrat der Wirtschaft ausgemacht hat. Der Saudische Botschafter S. E. Dr. Awwad S. Alawwad ist genauso persönlich anwesend wie Oliver Oehms, der Delegierte der Auslandshandelskammer für Saudi-Arabien, Bahrain und Jemen in Riyadh. Und da innerhalb der „Vision 2030“ den Frauen bei der zukünftigen Wirtschaftsentwicklung im Königreich eine wichtige Rolle zukommt, sind sie auch zahlreich vertreten. Es präsentieren sich Geschäftsfrauen mit erfolgreich abgeschlossenen Auslandsstudien, perfekten Englischkenntnissen und Karrierewegen, die hierzulande ihresgleichen suchen. Gemeinsam haben sie Führungspositionen bzw. Gründung eigener Unternehmen. Offen beantworten Sie die Frage nach den persönlich erwarteten Auswirkungen der „Vision 2030“.
Dr. Hajat Sindi, die schon beim Jeddah Economic Forum im Jahr 2005 standing ovations für ihren damaligen Vortrag zu einem Thema der Hirnforschung erhielt, ist Mitglied der Ratgebenden Versammlung (Majlis Ash-Shura) sowie Gründerin und CEO ihres Unternehmens „i2institute“. Für sie ist „Innovation“ der Schlüsselbegriff. „Dieses Thema müssen wir wirklich ernst nehmen – auf vielen Gebieten, von Frauenförderung über Bildung bis hin zum Klimawandel. Wir tun alles, damit die „Vision 2030“ wahr wird und freuen uns darüber, dass sogar Gesetze geändert werden, um die gesteckten Ziele zu erreichen“.
Lina Almaeena ist Gründerin und CEO der Jeddah United Sports Company. Auch in westlichen Medien wurde sie bekannt durch ihre Teilnahme an einer Base Camp Mount Everest Expedition. Ihr sind in der „Vision 2030“ die wichtigsten Themen: Förderung des Sports, wachsender Anteil der weiblichen Beschäftigten und die Förderung der Privatwirtschaft. „Die Vision 2030 hat schon jetzt Auswirkungen, die ich persönlich sehr schätze, es ist neuerdings nämlich möglich, Veranstaltungen zu organisieren, davon mache ich regen Gebrauch. Mich freut, dass die Luft für Pessimisten immer dünner wird – wir praktizieren die Kraft des positiven Denkens und orientieren uns an Effizienz“.
Das Thema „Gesundheitswesen“ nimmt in der „Vision 2030“ einen wichtigen Platz ein. Dr. Basma Al-Buhairan ist Managing Director von Health Care und Life Sciences bei SAGIA (Saudi-Arabian General Investment Authority). “Ich finde es wirklich aufregend, dass die „Vision 2030“ alle Aspekte des Lebens durchdringt. Talente stehen im Brennpunkt. Zum ersten Mal in der Geschichte unseres Landes gibt es eine solche Vision mit derart klar formulierten Zielen. Die Ziele sind außerdem berechenbar und die radikalen Änderungen stecken voller Herausforderungen“.
Rola Ashour, Managing Director des Jeddah Adult and Child Therapy Center ist überzeugt davon, dass die “Vision 2030” eine Aufwertung der Bevölkerung bedeutet. „Durch bessere Bildung werden auch die Mädchen bessere Chancen bekommen und allen wird allen die Kampagne „Train the trainers (teachers)“ zugutekommen. Sport, Freizeitbetätigung und Unterhaltung werden wichtig. Viele Menschen in unserem Land leiden unter Depressionen, stellt doch der Besuch von Shopping Malls bisher die einzige Abwechslung dar. Skeptiker fürchten, dass die Neuerungen zu Lasten der Religion gehen, aber wir sind entschlossen, alle Hindernisse zu überwinden und die Medien werden helfen“.
Text und Fotos: Barbara Schumacher
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