Sich gesund ernähren ist ein weltweit wachsender Anspruch. Dabei geht es nicht nur um die üblichen Nahrungsmittel, sondern die 15 Geschäftsfelder beinhalten auch Getränke, Süßigkeiten, Meerestiere, Pharmazeutika, Kosmetika, Parfums, uvm. Es gibt bei den Regulierungen Unterschiede zwischen Halal und Kosher - die gesamte Materie ist äußerst komplex und ohne anerkannte Zertifizierer und Zertifikate läuft nichts. So gibt es z. B. ca. 4.000 Halal-Zertifizierer weltweit. In jedem Land gibt es andere Verfahren, manche Länder haben eigene Zertifizierer und jeweils eigene Kriterien. Zwei Beispiele: in Saudi-Arabien ist die Saudi Food & Drug Authority (SFDA) zuständig. Jedes Unternehmen, das in Saudi-Arabien Halal-zertifizierte Produkte verkaufen will, braucht einen Halal-Zertifizierer, der von SFDA akkreditiert ist. In Marokko ist das Institut Marocain de Normalisation (IMANOR) zuständig. Im Folgenden geht es hauptsächlich um das Thema Halal.
2020 gab es rund 1,9 Milliarden Muslime weltweit, davon rund 50 Millionen in Europa, 4,5 Millionen in Deutschland und weltweit steigt die Zahl rasant. Im Bewusstsein der Muslime auf internationaler Ebene steigt das Bedürfnis nach Halal-Produkten in allen Bereichen. Daraus ergibt sich ein zunehmend attraktiver Markt auch für deutsche Unternehmen. Allein für Lebensmittel und Getränke gaben Muslime weltweit 2019 1,17 Billionen US-Dollar aus (3,1% mehr als im Jahr 2018), für Pharmazeutika 94 Mrd. US-Dollar (2,3% mehr als im Vorjahr) und für Kosmetika 66 Mrd US Dollar (3,4% mehr als 2018).
Bei der IHK Hannover gibt es seit 2011 die von ihr initiierte Arbeitsgruppe Halal und Kosher, die bundesweit aktiv ist. Die 380 Mitglieder aus Industrie und Handel stammen vorrangig aus den Bereichen Agrar, Ernährung, Chemie, Kosmetik, Medizin und Logistik. Im Rahmen eines Treffens dieser IHK-Arbeitsgruppe gab es am 7. März 2024 eine Veranstaltung in der IHK Hannover. Auf die rund 40 Teilnehmer - meist Unternehmer, die auf den genannten Gebieten tätig sind und sich Antworten auf neue, komplexe Fragen erhofften, warteten zwei Referate, die sich u. a. mit folgenden Fragen befassten: 1. Warum sind Halal und Kosher weit mehr als nur religiöse Siegel? 2. Wie können diese Siegel beim Auf- und Ausbau des internationalen
Geschäfts noch stärker genutzt werden? 3. Was bedeutet eine Halal- bzw. Kosher-konforme Produktion für das eigene Unternehmen? 4. Welches sind die Herausforderungen im Produktionsablauf? Die Teilnehmer erhielten Informationen über die vielfältigen, internationalen Aktivitäten. Sie erfuhren, was sich hinter den religiösen Siegeln verbirgt, warum es für die Deutsche Exportindustrie kein Nischenthema mehr ist und wie sich die gesamte Lieferkette darauf eingestellt hat. - Heute mehr denn je ist die Interessenvertretung auf Bundes- und EU-Ebene wichtig. Es gab Berichte der Referenten über ihre Kontakte und Zusammenarbeit mit Bund und EU. Die AG versteht sich als interaktive Plattform der Industrie für den Austausch zu Fragen des internationalen Halal- und Koscher-Geschäfts. Eine eigens eingerichtete, ehrenamtliche Expertengruppe – alles Mitglieder der AG – teilt Erfahrungen und Wissen und steht mit Rat und Tat bei bundesweiten Fragen und Herausforderungen der Industrie zur Seite. Die IHK Hannover ist Schnitt- und Kontaktstelle für bundesweite Anfragen, die Kommunikation innerhalb und außerhalb Deutschlands, in Richtung EU und darüber hinaus und arbeitet in engem Austausch mit der Expertengruppe an aktuellen und strategischen Themen. (Quelle der Zahlenangaben: IHK Hannover)
Text und Fotos: Barbara Schumacher, Beiratsmitglied der Deutsch-Arabischen Gesellschaft (DAG)
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